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Page:Deutliche Erklårung der Fechtkunst (Jean Daniel L'Ange) 1664.pdf/139
Cap. XXXI.
Wie man caminiren und den Feind im gehen verletzen kan.
Dieses caminiren hab ich vor diesem in Italien gelernet / auch offtermahls practicirt, und halte darvor / daβ es ein Hispanier erfunden / dieweil es einem gar gravitätisch und redemondatisch vorkombt / dan man in selbigem nicht viel still stehet / sondern mehrertheils in der action mit geradem Leib vorwerts oder auff die seyte / auch wohl zurück gehet / so lang und viel / biβ man seinen Mann zuverletzen blösse findet / in diesem gehen aber muβ man allzeit des Feindes schwäche engagiren, wie gegenwertige Figur Num. LIX. præsentiret, und so man alsdan den Feind zu erreichen vermeint / den stoβ fortsetzen / es sey in der tertia, quarta oder secunda. Dieser Lection können sich die alte Cavalliers oder Officirer bedienen / welche etwan Lahm geschossen / gestochen / oder sonsten beschädigt seind / ihre Knie nicht mehr biegen / oder einen langen stoβ thun können / und also steiff zugehen gezwungen seind / welches offtermahls ich selbst gesehen: Desgleichen seind die Podagrämische / so mit den Füssen nicht mehr zutretten oder battiren können / und gleichwohl ihre Ehr zu verthädigen / einem mit dem Degen gerne satisfaction geben wolten / auff solche manier zufechten genötiget; Dieses caminiren kompt einem auch zu guth / wan man sich etwa mit dem Rücken an einem incommodirlichen orth befindet / alsdan auff die lincke seite gehet / und dem Feind desto besser zu begegnen / einen bequemen orth suchet / und hiemit genug vom caminiren.