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Difference between revisions of "User:Michael Sims/sandbox"
Michael Sims (talk | contribs) m (→Treatise: It's on here, time to format) |
Michael Sims (talk | contribs) |
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− | |Cap. XI. | + | |'''Cap. XI.''' |
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Fainten zu machen. | Fainten zu machen. | ||
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Erstlich / so man wird dem Feind die Kling engagirt haben / es sey in welcher Guardia es | Erstlich / so man wird dem Feind die Kling engagirt haben / es sey in welcher Guardia es | ||
wolle / und zugleich einige blösse for sich sehen / ist es in der quarta, so gehe man von des Feindes | wolle / und zugleich einige blösse for sich sehen / ist es in der quarta, so gehe man von des Feindes | ||
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den Arm / und breche darauff geschwind die mensur, damit man sich wieder in der rechten positur | den Arm / und breche darauff geschwind die mensur, damit man sich wieder in der rechten positur | ||
befinde / und vor des Feindes nachstoß sicher sey. | befinde / und vor des Feindes nachstoß sicher sey. | ||
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Zweitens / solte der Feind einem die Kling in der quart engagiren, so wird er gnug blösse auff | Zweitens / solte der Feind einem die Kling in der quart engagiren, so wird er gnug blösse auff | ||
beede theilen machen / alsdan cavire man unter der Klinge durch / und mache ihme eine fainte in der | beede theilen machen / alsdan cavire man unter der Klinge durch / und mache ihme eine fainte in der | ||
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bereitschafft / wie bereits in der / mit Num. VIII. bezeigneten Figur gemeldet / damit einen contra-stoß | bereitschafft / wie bereits in der / mit Num. VIII. bezeigneten Figur gemeldet / damit einen contra-stoß | ||
oder volte zu verhindern / und bringe sich nach vollbrachtem stoß wider in gute defension. | oder volte zu verhindern / und bringe sich nach vollbrachtem stoß wider in gute defension. | ||
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Drittens / wan man des Feindes Kling in der secunda, und zwar die schwäche wird gewonnen | Drittens / wan man des Feindes Kling in der secunda, und zwar die schwäche wird gewonnen | ||
haben / so gehe man mit steiffem Arm von der Klingen ab / und mache ihm eine fainte in der secunda | haben / so gehe man mit steiffem Arm von der Klingen ab / und mache ihm eine fainte in der secunda | ||
Line 659: | Line 663: | ||
Figur zu sehen / auch muß die mensur, wie schon vielmahl gedacht / mit außgestrecktem Arm nach | Figur zu sehen / auch muß die mensur, wie schon vielmahl gedacht / mit außgestrecktem Arm nach | ||
dem stoß also bald gebrochen / und widerumb fester Fuß gesetzet werden. | dem stoß also bald gebrochen / und widerumb fester Fuß gesetzet werden. | ||
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Was aber Viertens die Fainte in die höhe nach dem Kopff zumachen belangt / ist wohl zu | Was aber Viertens die Fainte in die höhe nach dem Kopff zumachen belangt / ist wohl zu | ||
observiren, wan man sich in einer hohen Guardia oder secunda befindet / und die Spitz nach des | observiren, wan man sich in einer hohen Guardia oder secunda befindet / und die Spitz nach des | ||
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die Kling im mensur-brechen / damit man bald des Feindes Kling / umb seinen vorhabenden nachstoß | die Kling im mensur-brechen / damit man bald des Feindes Kling / umb seinen vorhabenden nachstoß | ||
zu verhindern / wider finde / welches man in allen stössen billich observiren soll. | zu verhindern / wider finde / welches man in allen stössen billich observiren soll. | ||
− | Cap. XII. | + | |- |
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+ | |'''Cap. XII.''' | ||
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Doppelte Fainten zu machen. | Doppelte Fainten zu machen. | ||
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Befindet man sich mit seinem Adversario in einer geraden postur, und hat etwa gelegenheit | Befindet man sich mit seinem Adversario in einer geraden postur, und hat etwa gelegenheit | ||
oder blösse ein fainte übern Arm zu machen / auch die quart inwendig zustossen gesinnet ist / und | oder blösse ein fainte übern Arm zu machen / auch die quart inwendig zustossen gesinnet ist / und | ||
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geben / und man also ihn darin leichtlich / weil er zur dritten parade nicht so geschwind gelangen mag | geben / und man also ihn darin leichtlich / weil er zur dritten parade nicht so geschwind gelangen mag | ||
/ verletzen könne. Welcher stoß schwer zu pariren ist. | / verletzen könne. Welcher stoß schwer zu pariren ist. | ||
+ | |||
Die doppelte fainte nach dem Haupt ist / wan man mit dem Feind in der secunda lieget / und | Die doppelte fainte nach dem Haupt ist / wan man mit dem Feind in der secunda lieget / und | ||
er starcke wiederpart helt / so cavire man under seiner Klingen durch / mache ihm die erste fainte | er starcke wiederpart helt / so cavire man under seiner Klingen durch / mache ihm die erste fainte | ||
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LII. Figur zusehen. Man kan auch wohl die secund nachstossen / aber mit der lincken Hand muß man | LII. Figur zusehen. Man kan auch wohl die secund nachstossen / aber mit der lincken Hand muß man | ||
des Feindes Degen abzuwenden / sehr geschwind sein. | des Feindes Degen abzuwenden / sehr geschwind sein. | ||
+ | |||
In andern stössen können solche doppelte fainten nicht gebraucht werden / dan sie unbequem | In andern stössen können solche doppelte fainten nicht gebraucht werden / dan sie unbequem | ||
und sehr gefährlich sind. | und sehr gefährlich sind. | ||
− | Cap. XIII. | + | |- |
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+ | |'''Cap. XIII.''' | ||
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Welcher gestalt man die doppelte Paraden machen sol. | Welcher gestalt man die doppelte Paraden machen sol. | ||
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Solches ist sehr nothwendig zu wissen / auß uhrsachen / weil sie sehr schwer zu pariren | Solches ist sehr nothwendig zu wissen / auß uhrsachen / weil sie sehr schwer zu pariren | ||
seind / dan viel / wan sie einen stoß thun wollen / machen bald einen gantzen / bald halben stoß / oder | seind / dan viel / wan sie einen stoß thun wollen / machen bald einen gantzen / bald halben stoß / oder | ||
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zu weit nach solchem stoß verfahre / sondern geschwind bereit seye / die quart auch inwendig zu | zu weit nach solchem stoß verfahre / sondern geschwind bereit seye / die quart auch inwendig zu | ||
pariren und nachzustossen / so an der Figur mit Num. XXIV. bezeignet / zusehen. | pariren und nachzustossen / so an der Figur mit Num. XXIV. bezeignet / zusehen. | ||
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Desgleichen ist zu observiren, wan man sich mit dem Feind außwendig in der tertz befindet / | Desgleichen ist zu observiren, wan man sich mit dem Feind außwendig in der tertz befindet / | ||
und er eine fainte oder halben stoß inwendig in die quart macht / und doch den stoß übern Arm sucht | und er eine fainte oder halben stoß inwendig in die quart macht / und doch den stoß übern Arm sucht | ||
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nachzustossen / wie Num. IX. zeiget. Man kan auch auß der tertz nach der secund in die höhe pariren / | nachzustossen / wie Num. IX. zeiget. Man kan auch auß der tertz nach der secund in die höhe pariren / | ||
wie Num. XIV. zusehen / und dem Adversario alsdan eine secund underm rechten Arm nachstossen. | wie Num. XIV. zusehen / und dem Adversario alsdan eine secund underm rechten Arm nachstossen. | ||
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Die doppelte Parade in der secunda ist / wan man alle beede in der secunda gelagert / und der | Die doppelte Parade in der secunda ist / wan man alle beede in der secunda gelagert / und der | ||
Feind unten einen stoß darin thun will / so trehe man geschwind die Hand mit dem Degen unterwerts / | Feind unten einen stoß darin thun will / so trehe man geschwind die Hand mit dem Degen unterwerts / | ||
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/ sondern parire oben den ersten / und unden in der secunda den zweyten stoß / und seye die quartam | / sondern parire oben den ersten / und unden in der secunda den zweyten stoß / und seye die quartam | ||
und secundam nachzustossen / und hernacher die mensur zubrechen / zugleich bereit. | und secundam nachzustossen / und hernacher die mensur zubrechen / zugleich bereit. | ||
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Diese doppelte paraden solten billig den einfachen gleich nachgesetzt worden sein / weil sie | Diese doppelte paraden solten billig den einfachen gleich nachgesetzt worden sein / weil sie | ||
aber den angehenden gar schwer zu volbringen vorkommen / habe ich vor gut angesehen / solche / | aber den angehenden gar schwer zu volbringen vorkommen / habe ich vor gut angesehen / solche / | ||
weil durch die fainten die Faust etwas hurtiger gemacht wird / selbigen nach zusetzen. | weil durch die fainten die Faust etwas hurtiger gemacht wird / selbigen nach zusetzen. | ||
− | Cap. XIV. | + | |- |
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+ | |'''Cap. XIV.''' | ||
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Wie man sol an der Klingen in zwey tempo hinweg stossen / so die rütschende Stöβ genand werden. | Wie man sol an der Klingen in zwey tempo hinweg stossen / so die rütschende Stöβ genand werden. | ||
+ | |||
Alhier muβ des Feindes positur wohl observirt werden / wo er die beste occasion den gefasten | Alhier muβ des Feindes positur wohl observirt werden / wo er die beste occasion den gefasten | ||
stoß zu volbringen / geben wird; Findet man inwendig blösse in der quart, und die spitz seines Degens | stoß zu volbringen / geben wird; Findet man inwendig blösse in der quart, und die spitz seines Degens | ||
Line 727: | Line 752: | ||
besser den stoß vollbringen / wie die Figur sub Num. XXVII. klärlichen darthut / wird er caviren, so | besser den stoß vollbringen / wie die Figur sub Num. XXVII. klärlichen darthut / wird er caviren, so | ||
thue wie in folgender tertia gemeldet wird. | thue wie in folgender tertia gemeldet wird. | ||
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So er aber blösse in der tertia giebet / und die spitz seines Degens auffwarts stehet / so stosse | So er aber blösse in der tertia giebet / und die spitz seines Degens auffwarts stehet / so stosse | ||
man ihm auch außwendig an seine schwäche / bleibt er dan ohne cavation stehen / so wende man die | man ihm auch außwendig an seine schwäche / bleibt er dan ohne cavation stehen / so wende man die | ||
Line 732: | Line 758: | ||
Arm / wie bey vorhergehender IX. Figur gelehret worden / nur daß die Hand etwas mehr in die | Arm / wie bey vorhergehender IX. Figur gelehret worden / nur daß die Hand etwas mehr in die | ||
secunda gewendet wird / cavirt er aber durch / so parire in der quart, und stosse in derselbigen nach. | secunda gewendet wird / cavirt er aber durch / so parire in der quart, und stosse in derselbigen nach. | ||
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Lieget der Feind aber in einer hohen postur, als in halber secunda, und man noch etwas blöß | Lieget der Feind aber in einer hohen postur, als in halber secunda, und man noch etwas blöß | ||
oben übrig hat / so stosse man an seine Klinge nach dem Kopff / bleibt er stehen / so laß man die | oben übrig hat / so stosse man an seine Klinge nach dem Kopff / bleibt er stehen / so laß man die | ||
Line 738: | Line 765: | ||
unter dem Arm hinweg abgewendet werde / wie die XXVIII. Figur præsentirt, dieser stoß wird auch | unter dem Arm hinweg abgewendet werde / wie die XXVIII. Figur præsentirt, dieser stoß wird auch | ||
gar nett im passiren angebracht. | gar nett im passiren angebracht. | ||
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Endlich / wan man seinen Widerpart in der niedrigen quart lieget / die Spitz seines Degens | Endlich / wan man seinen Widerpart in der niedrigen quart lieget / die Spitz seines Degens | ||
tieff ausser der geraden Linien / und unterm Arm eine blösse siehet / so stosse man ihme einen halben | tieff ausser der geraden Linien / und unterm Arm eine blösse siehet / so stosse man ihme einen halben | ||
Line 744: | Line 772: | ||
solchen stössen die lincke Hand bereit halte / des Feindes Degen zu ergreiffen / oder doch zum | solchen stössen die lincke Hand bereit halte / des Feindes Degen zu ergreiffen / oder doch zum | ||
wenigsten seinen contra-stoß zu verhüten / wie im tempo-stoß Num. LII. zusehen. | wenigsten seinen contra-stoß zu verhüten / wie im tempo-stoß Num. LII. zusehen. | ||
− | Cap. XV. | + | |- |
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+ | |Cap. XV. | ||
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Wie man soll einen halben stoß oder apell an die Klinge mache / dem Feind dardurch zum stossen | Wie man soll einen halben stoß oder apell an die Klinge mache / dem Feind dardurch zum stossen | ||
anlaß zugeben. | anlaß zugeben. | ||
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Will man dem Feind außwendig in der tertz eine apell an seine schwäche machen / wie Num. | Will man dem Feind außwendig in der tertz eine apell an seine schwäche machen / wie Num. | ||
XXIX. zeiget / daß er etwa darauff caviren, oder inwendig eine quart stossen solte / so muß man ihme | XXIX. zeiget / daß er etwa darauff caviren, oder inwendig eine quart stossen solte / so muß man ihme | ||
Line 754: | Line 787: | ||
avanciret und seinen contra-stoß verhüten / dan wo er seine Hand in die secund würde wenden / könte | avanciret und seinen contra-stoß verhüten / dan wo er seine Hand in die secund würde wenden / könte | ||
er einen gar leicht verletzen / wie im tempo-stoß Num. LIV. wird zusehen sein. | er einen gar leicht verletzen / wie im tempo-stoß Num. LIV. wird zusehen sein. | ||
+ | |||
Befindet man sich aber zugleich mit dem Feind in der quarta, so thue man einen kleinen stoß | Befindet man sich aber zugleich mit dem Feind in der quarta, so thue man einen kleinen stoß | ||
an seine schwäche / undgebe ihme ein kleine blösse übern Arm / wie die XXX. Figur præsentirt, wird | an seine schwäche / undgebe ihme ein kleine blösse übern Arm / wie die XXX. Figur præsentirt, wird | ||
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die höhe pariren, so lasse man den Degen sincken / und stosse ihme eine secunda außwerts untern | die höhe pariren, so lasse man den Degen sincken / und stosse ihme eine secunda außwerts untern | ||
Arm hinein / wie Num. X. vorgestellet ist. | Arm hinein / wie Num. X. vorgestellet ist. | ||
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Des / so sich der Feind eines hohen Lagers gebrauchet / und man die mensur gewonnen / kan | Des / so sich der Feind eines hohen Lagers gebrauchet / und man die mensur gewonnen / kan | ||
ihme ein halber stoß oder appelle unten an seine Kling nach dem Kopff zu gemacht werden / wird er | ihme ein halber stoß oder appelle unten an seine Kling nach dem Kopff zu gemacht werden / wird er | ||
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scunda inwendiges Leibes übern Arm nach / wird er sich aber nicht bewegen lassen und fest stehen | scunda inwendiges Leibes übern Arm nach / wird er sich aber nicht bewegen lassen und fest stehen | ||
bleiben / so stosse man ihm die secunda unter seinem rechten Arm hinein. | bleiben / so stosse man ihm die secunda unter seinem rechten Arm hinein. | ||
− | Cap. XVI. | + | |- |
+ | | | ||
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+ | |'''Cap. XVI.''' | ||
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Wie man soll die Appellen von der Klingen machen. | Wie man soll die Appellen von der Klingen machen. | ||
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Diese Appellen habe ich mit keinen Figuren bezeichnen / sondern / weiln sie den fainten | Diese Appellen habe ich mit keinen Figuren bezeichnen / sondern / weiln sie den fainten | ||
gleichformig seind / und fast eine Figur machen / außgenommen / daß man geschwind wider an die | gleichformig seind / und fast eine Figur machen / außgenommen / daß man geschwind wider an die | ||
Line 776: | Line 816: | ||
wieder einen stoß in die höhe / oder schlag an seine Kling / fahre alsdan herunter / und verletze ihn in | wieder einen stoß in die höhe / oder schlag an seine Kling / fahre alsdan herunter / und verletze ihn in | ||
der secunda, wie Num. X. Weiset. | der secunda, wie Num. X. Weiset. | ||
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Die appell in der Quarta geschiehet also / so bald die mensur und des Feindes Kling in der | Die appell in der Quarta geschiehet also / so bald die mensur und des Feindes Kling in der | ||
quarta gewonnen / so mache man ihme einen appell von der Klingen nach dem lincken Arm zu / und | quarta gewonnen / so mache man ihme einen appell von der Klingen nach dem lincken Arm zu / und | ||
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zumercken / daß allezeit der Leib / Hand und Fuß in einem tempo battire, appellire und ein wenig | zumercken / daß allezeit der Leib / Hand und Fuß in einem tempo battire, appellire und ein wenig | ||
fortrucke. | fortrucke. | ||
− | Cap. XVII. | + | |- |
+ | | | ||
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+ | |'''Cap. XVII.''' | ||
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Wie man die Kling stringiren und ligiren sol. | Wie man die Kling stringiren und ligiren sol. | ||
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Solches wird auff folgende weise verrichtet; Man gehe so bald anfangs dem Feind mit steiffem | Solches wird auff folgende weise verrichtet; Man gehe so bald anfangs dem Feind mit steiffem | ||
Arm an seine Klinge / es seye gleich in der Tertz, quart oder secunda, wo man seine Klinge am | Arm an seine Klinge / es seye gleich in der Tertz, quart oder secunda, wo man seine Klinge am | ||
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zu. Diese ligation kan auch / in dem der Feind stöst / mit einem zutritt gemacht und ihme ein stoß in | zu. Diese ligation kan auch / in dem der Feind stöst / mit einem zutritt gemacht und ihme ein stoß in | ||
der quart über den Arm angebracht werden. | der quart über den Arm angebracht werden. | ||
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Obige ligationes nun alle von sich abzuwenden / muß man die Klinge des Feindes / in dem er | Obige ligationes nun alle von sich abzuwenden / muß man die Klinge des Feindes / in dem er | ||
ligiret, die Hand lassen sincken oder ablauffen lassen / wie die Figur Num. XLV. præsentirt, ein sprung | ligiret, die Hand lassen sincken oder ablauffen lassen / wie die Figur Num. XLV. præsentirt, ein sprung | ||
zurück / und einen hieb von sich thun / so kompt man wieder auß der gefahr. | zurück / und einen hieb von sich thun / so kompt man wieder auß der gefahr. | ||
− | Cap. XVIII. | + | |- |
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+ | |'''Cap. XVIII.''' | ||
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Wie man sol ausser der mensur attaquiren. | Wie man sol ausser der mensur attaquiren. | ||
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Dieses geschiehet / wan man sich weit von dem Feind mit seiner schwäche auff des Feindes | Dieses geschiehet / wan man sich weit von dem Feind mit seiner schwäche auff des Feindes | ||
schwäche befindet / und ohne fortsetzung des rechten und lincken Fusses nicht verletzen kan / wie | schwäche befindet / und ohne fortsetzung des rechten und lincken Fusses nicht verletzen kan / wie | ||
Line 821: | Line 873: | ||
ziehe / dan diese und dergleichen stösse bestehen in guter disposition und geschwindigkeit / auß einer | ziehe / dan diese und dergleichen stösse bestehen in guter disposition und geschwindigkeit / auß einer | ||
postur in die ander sich zufinden wissen. | postur in die ander sich zufinden wissen. | ||
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Man kan auch dem Feind im attaquiren eine fainte in die quart machen / als wolte man einen | Man kan auch dem Feind im attaquiren eine fainte in die quart machen / als wolte man einen | ||
stoß thun / wird er sich verführen lassen / und nach der fainte greiffen / so stosse man ihm die tertia | stoß thun / wird er sich verführen lassen / und nach der fainte greiffen / so stosse man ihm die tertia | ||
Line 827: | Line 880: | ||
eine fainte nach dem Kopff zumachen / und wieder eine herunter nach dem unter-Leib / und nachmals | eine fainte nach dem Kopff zumachen / und wieder eine herunter nach dem unter-Leib / und nachmals | ||
eine hinauff / als dan die quarta über den Arm behendt zugestossen. | eine hinauff / als dan die quarta über den Arm behendt zugestossen. | ||
− | Cap. XIX. | + | |- |
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+ | |'''Cap. XIX.''' | ||
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Welches besser sey / mit einem sprung oder zweyen Tritten sich zurück salviren. | Welches besser sey / mit einem sprung oder zweyen Tritten sich zurück salviren. | ||
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Solches hab ich in Italien / Franckreich / Engelland / Holland und Teutschland von | Solches hab ich in Italien / Franckreich / Engelland / Holland und Teutschland von | ||
unterschiedlichen Fechtmeistern gesehen und erfahren / der eine befindet es gut / daß man sich nach | unterschiedlichen Fechtmeistern gesehen und erfahren / der eine befindet es gut / daß man sich nach | ||
Line 841: | Line 899: | ||
zutrawen / ob er sich schon langsam anläst / wird er doch einen zu übereilen und nachzustossen | zutrawen / ob er sich schon langsam anläst / wird er doch einen zu übereilen und nachzustossen | ||
trachten / welches dan die geschwindigkeit des zurücksprungs verhindern kan. | trachten / welches dan die geschwindigkeit des zurücksprungs verhindern kan. | ||
− | Cap. XX. | + | |- |
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Wie man sol Passaden machen / auß was ursachen / und zu welcher zeit. | Wie man sol Passaden machen / auß was ursachen / und zu welcher zeit. | ||
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Erstlich / so seind die Passaden nothwendig / wan man siehet / das der Adversarius allzeit die | Erstlich / so seind die Passaden nothwendig / wan man siehet / das der Adversarius allzeit die | ||
mensur bricht / und man ihn nicht erreichen kan / alsdan ist guth zu passiren, es seye in welcher | mensur bricht / und man ihn nicht erreichen kan / alsdan ist guth zu passiren, es seye in welcher | ||
Line 850: | Line 913: | ||
Adversarius einen succurs bekompt / daß man sich resolvire, und ihme vorsichtiglich auff den Leib | Adversarius einen succurs bekompt / daß man sich resolvire, und ihme vorsichtiglich auff den Leib | ||
passire, damit man nicht hernach mit zweyen Feinden zustreiten habe. | passire, damit man nicht hernach mit zweyen Feinden zustreiten habe. | ||
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Die Passade in der tertia. | Die Passade in der tertia. | ||
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So bald man nun passiren will und sich mit dem Adversario in der quart befindet / so | So bald man nun passiren will und sich mit dem Adversario in der quart befindet / so | ||
stringire man dessen schwäche ein wenig / und mache ihm eine fainte in die quart, würde er sich dan | stringire man dessen schwäche ein wenig / und mache ihm eine fainte in die quart, würde er sich dan | ||
Line 856: | Line 921: | ||
XXXIII. dargibt / wird er still liegen / so verwende man die Hand in die secunda, passire inwendig auff | XXXIII. dargibt / wird er still liegen / so verwende man die Hand in die secunda, passire inwendig auff | ||
seine Brust / und stoß ihm den winckelstoß / welcher in contra tempo Num. LIV. wird zusehen sein. | seine Brust / und stoß ihm den winckelstoß / welcher in contra tempo Num. LIV. wird zusehen sein. | ||
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Die Passade in der secunda oben übern Arm. | Die Passade in der secunda oben übern Arm. | ||
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Wan sich der Feind in hoher postur præsentirt, und man ihm eine fainte unten an seiner | Wan sich der Feind in hoher postur præsentirt, und man ihm eine fainte unten an seiner | ||
Klinge nach dem Kopff machet / auch befindet / daß er oben übern Arm blösse gibt / und also liegen | Klinge nach dem Kopff machet / auch befindet / daß er oben übern Arm blösse gibt / und also liegen | ||
Line 866: | Line 933: | ||
der fainten verführet werden / in deme man sich stellet / ob wolte man unten durchgehen / und | der fainten verführet werden / in deme man sich stellet / ob wolte man unten durchgehen / und | ||
passiret doch hernach / in deme er sich verfähret mit steiffem Arm in der secunda oben hinein. | passiret doch hernach / in deme er sich verfähret mit steiffem Arm in der secunda oben hinein. | ||
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Die Passade unten in der secunda. | Die Passade unten in der secunda. | ||
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Befindet man sich dan beederseits in hoher secunda, so cavire man unten durch / und mache | Befindet man sich dan beederseits in hoher secunda, so cavire man unten durch / und mache | ||
dem Feind eine fainte an seine schwäche nach dem Kopff / bleibt er also still liegen / so lasse man die | dem Feind eine fainte an seine schwäche nach dem Kopff / bleibt er also still liegen / so lasse man die | ||
Line 874: | Line 943: | ||
erhebe man unten die Kling mit einem appell, verhindere damit sein vorhaben / und passire gleichfals | erhebe man unten die Kling mit einem appell, verhindere damit sein vorhaben / und passire gleichfals | ||
unten in der secunda fort. | unten in der secunda fort. | ||
+ | |||
Wie man sich in diesen Passaden, welche ihren uhrsprung vom Puniart fechten herhaben / der lincken | Wie man sich in diesen Passaden, welche ihren uhrsprung vom Puniart fechten herhaben / der lincken | ||
Hand / an desselben statt / bedienen sol. | Hand / an desselben statt / bedienen sol. | ||
+ | |||
Ferner / so man sich beederseits in der hohen secunda gelagert / wie Num. I. zeiget / und | Ferner / so man sich beederseits in der hohen secunda gelagert / wie Num. I. zeiget / und | ||
einem der Adversarius darin stringiret, so halte man die lincke Hand vor / lasse ihn die Kling ein | einem der Adversarius darin stringiret, so halte man die lincke Hand vor / lasse ihn die Kling ein | ||
Line 886: | Line 957: | ||
lincken Hand herzu / trucke seinen Degen auff die seyte / und passire ihm inwendig in der quarta mit | lincken Hand herzu / trucke seinen Degen auff die seyte / und passire ihm inwendig in der quarta mit | ||
steiffem Arm fort / so ist er leichtlich zuverletzen / worin er sich übervortheilet befunden. | steiffem Arm fort / so ist er leichtlich zuverletzen / worin er sich übervortheilet befunden. | ||
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|} | |} |
Revision as of 21:28, 22 June 2017
Test work for L'Ange transcription
Contents
Treatise
Images |
Transcription | |
---|---|---|
Images | Text to copy over | |
Deutliche und gründliche Erklärung der
Adelichen und Ritterlichen freyen Fecht-Kunst / Lectionen auff den stoβ / und deren gebrauchs eigentlicher Nachricht. Auff die rechte Italianische Art und manir, in dieses Tractätlein verfaβt / und mit nothwendigen Kupfferstücken nach möglichkeit gezieret und vor Augen gestelt / Durch Jéann Daniel L’Ange, Churfürstl. Pfältzischer Hoff und dero Löbl. Universitäts bestelten Fechtmeistern. Mit Churfürstl. Pfältzischer Freyheit nicht nach zu trucken. Getruckt zu Heidelberg / Bey Adrian Weingarten / der Hohen Schull Buchtrucker. In verlegung des Authoris selbsten. Im Jahr 1664. | ||
Dem Durchleüchtigsten Fürsten und Herrn / HERRN C A R O L O, Pfaltzgraffen bey Rhein / Hertzogen in Bayern / &. &. Meinem Gnädigsten Chur-Printzen und Herin / &.
Durchleuchtigster Fürst / Gnädigster Herr / &. Ewer Durchl. werden sonder allen zweiffel ex Mathesi und andern vornehmen / von Schiffarten der Nachwelt einige instruction hinderlassenen Scribenten sattsamen bericht und information erhalten haben / daβ / in deme die tollkühne Schiffende Seekinder / dem / wider Menschliche einbildung / wundersamen veränderlichen Element Sich zuvertrauen gewilligt / Sie nach Art und Gewonheit Ihre / gleich wie Ohrwissend / also miβliche Wasserbahne / nach den hellschimmerenden Strahlen des güldenen Leith-Sterns Sich zu richten pflegen / umb / daβ selbige Ihrer sehnenden Anlendung und des Ports nicht verfehlen / sondern / wiewohl mit höhester müheseeligkeit / selbigen erreichen mögen; Wellen dan auch ich von Jugend an biβ in mein mittel Alter durch des Glückes miβgünstigkeit / auff dem gefährlichen Welt-Meer / nicht under geringen Trübsaals stürmenden Winden herumb seglen müssen / da dan offtmahls in gröster Leib- und Lebens gefahr geschwebet / und wohl erfahren / was dort stehet / Horat. Qui cupit optatam cursu contingere metam, Multa tulit fecitque puer, sudavit & alsit ; biβ ich endlich nach überstandener Widerwertigkeit / den längst gewünschten port ersehend / mein schwaches Schiffgen alhier zu Ancker gelegt. Als habe in erwegung deren auff diesem Welt-Meer ohnzehlig schwerer Schiffbruchs gefahren / bey meinen noch wenig übrighabenden Lebens-minuten, wo nicht Mir / jedoch den armen Meinigen zum besten / billich nach einem hellen glücks-Stern mich umbsehen müssen / in begebenheit desselben gnadenglantzes Mich zu bedienen; Ewer Durchl. Rhum-würdigsten hohen Helden Nahmen auch stracks anfangs hierzu vor andern erblickt / dahero Solchen zu ertiefen / mich umb so viel da mehr erkühnet / weil die ohnveränderliche Tugendt-Liebe / welche die rechte Magnetische Eigenschafft / die Gemüthere an zuhalten / Ewerer Durchl. hell strahlenden Gnaden-scheins mich nicht wenig dardurch versichert / daβ durch dero Gnädigsten milden vorschub dieβ mein geringes Fecht-Buch in dero ansehnliche Bibliotheck Lustgarten mit eingesetzt zu werden erhoben / dahero Ewer Durchl. Meinem Gnädigsten Pflantz-Herin gegenwertige Zinβfrucht schuld-danckbahrlichst zu entrichten / und dieses Fecht-Buch unterthänigst zuzuschreiben / veranlasset worden / zumahln / da von Ewer Durchl. Herin Vattern / Meinem Gnädigsten Churfürsten und Herin / &. vor etlichen Jahren mir die ohnverdiente grosse Gnade erzeiget worden / daβ Selbe mich in dero diensten in HoffFechtmeisters Bestallung (gnädigst anbefohlener dero Chur-Printzen Ewer Durchl. wie auch der EdelPagen information in der Fechtkunst) gnädigst annehmen lassen; Dahero auβ sattsam überlegten motiven umb so vielmehr zu unterthänigst gehorsambster danckbarkeit die so Mündt- als würckliche unterweisung in der Fechtkunst und deren lectionen übliche Nahmen und nützlichsten gebrauch mit klarer deutlicher Erklährung und Kupfferstücken zu verfassen / und in Form eines Tractät- oder handbüchleins in truck also vorstellend der lieben Nachwelt zu hinderlassen mich bearbeitet. In dessen aber / ob wohl diese meine Arbeit dem schein nach etwas einfältig bekleidet / zu dieser Abentszeit hervor zutretten sich unterstehet / also nichts minder Ewer Durchl. Gnaden-Schutz wider jetzige Weltverkleinerung der überwitzigen Klüglings-Geister / und neidischen Läster-Zungen höchlichst benötigt ist / Jedoch / sich so fern gantz wohl vergnügt bekennet / und alles dergleichen freudig zugleich verlacht / da ich mir des Schirmers gnädigsten Nahmen-glantzes mich würde rühmen dörffen / und zu erfrewen haben. Umb welche hohe / wiewohl unverdiente Gnade / deren angebohrnen Gütigkeit / ich hiemit untergnädigst anflehend / Ewer Durchl. sambt dem gantzen Churfürstl. Hause / nebenst Hertzlicher anwünschung alles Fürstl. Selbst verlangbahren Glückstandts / Mich und die Armen Meinigen zu möglichster unterthänigster Dienstleistung gehorsambt hiemit ergebe / verbleibendt Ewer Durchl. Unterthänigst Gehorsambster Jéan Daniel L’Ange Fechtmeister. | ||
An den Leser.
Günstig geneigter Leser / Demnach die Menschen Kinder durch antrieb der Natur / also geartet sind / daß Sie je und allewege etwas newes zu wissen und zu erlernen verlangen tragen; Als kan sothanem verlangen hoffentlich hierdurch / wie gering es auch scheinet / in etwas satisfaction geleistet werden. Und ob zwar hiebevor ein oder ander verschiedene so genante Fecht-Bücher in truck herauß gegeben / so ist aber auch gnugsam am Tage / wie deren etliche unvolkommen / verdunckelte und zusammen gestoppelte Wercke sind / welche / weil Sie mehr schädlich als nützlich / billich zuverwerffen weren: In ansehung und betrachtung dessen nun / habe ich vielmehr / der ich mich dießmahl etwas zuschreiben understanden / deme nachkommen sollen und wollen / was Herr Opitz an einem orth sehr nachdencklich setzet / Wer da will was rechtes schreiben das soll bleiben / Der bring einen newen Fundt / auß dem grundt! Allermassen dan / was es vor ein underschied zwischen den alten Authoribus und dem gegenwertigen Wercke / wird der verständige Leser leichtlich sehen und abnehmen können. Weil dan zu dieses Wercks volführung mir theils meine gute Freundt / und Gönnere / besonders aber mein von Jugend biß hieher zu dieser Kunst gefastes belieben grosse veranlassung gegeben / kurtz-doch gründlich von der Fecht-kunst / etwas gewisses der lieben posterität zu hinderlassen. Als habe dieses geringe Tractätlein / nechst Göttlicher Hülffe / auß selbst erlangter erfahrung / Reisen / Kosten und fleiß in meiner Jugend / anjetzo nach einer guten ordnung / Meinen Herin Scholaren, auch andern meinen sonderbahren Freund und Gönnern schuldigst communiciren wollen / worauß Jeder nach verlesenem discours auß beygefügten figuren vergnügliche instruction überkommen wird. Ich gestehe gern / daß nicht alles hierin begriffen / was etwan manger Klügling verlanget / dabey wisse Er / daß ich es auß erheblichen ursachen gerne underlassen / Einig und allein ist meine intention dahin gerichtet / hauptsachlich dem günstigen Leser vor die Augen zustellen / was eigentlich zu der rechten Fechtkunst gehörig / und worin sie bestehe / in abtheilung aller Stücken / beedes vergnügung zu geben den Augen und dem Sinn / worzu gehörig folgende Stück / als ein gute inclination, disposition, information, und continuation: Mich versicherend / daß diese instruction allen Liebhabern der Fecht-kunst / gleich Sie von Ihnen großgünstig und feundlich acceptirt, ebener massen und vielmehr nützlich und erfreulich sein wird. Gehabe dich wohl. | ||
Lob-Gedicht / an den Autorem dieses Buches.
Heraus / erwünschtes Buch! du darffst das Liecht nicht schewen / Heraus / beliebtes Buch! gewiβ du wirst erfrewen / Die / so geflissen sind den D E G E N zuverstehn / Du wirst durch manches Land / und Helden-Hände gehn / Bey denen Tugend gilt: man hat zwar auch beschrieben Die Kunst vor dieser zeit / die Schrifften sind geblieben / Und leben noch zum theil: Es ist der Alten fleiβ Auch seines lobes werth / die / was mit müh’ / und schweiβ Sie haben angemerckt / der Nach-Welt nicht verschwiegen / Sonst würden in dem Staub viel guter Künste liegen / Die nun sind offenbahr; Sie haben das gethan Was ihr vermögen war / Sie haben uns die Bahn Gebrochen / wie bekant: doch / weil / wie wir recht sagen / Ein tag den andern lehrt / so hat sich zugetragen / Daβ man je mehr und mehr gesorschet / und bedacht / Und endlich es so hoch / wie kundbar ist / gebracht / Mit der / und jener Kunst / Ein Teutscher hat erfunden Das donnernde Geschüβ / das / die zuvorn fest stunden / Thürn / Wäll’ / und Mauren bricht / es sprengt in einem dufft Das Pulfer / Roβ und Mann / auch Felsen in die Lufft / Und Bollwerck / Bergen gleich; Ein Teutscher Mann hat können Ersinnen / (welches lob die Wahlen uns nicht gönnen) Wie man die Bücher druckt / da mehr allein ein Mann In einer stunde thut / das auch kein Schreiber kan In zehen tagen thun: Es ist auch hoch zupreisen Des Kupferstechers fleiβ / der schlecht mit einem Eysen Sticht auff ein Kupferblat / und uns vor Augen stellt / Was irgends ist zusehn in der so weiten Welt. Es muβ die Mahlerey dem Kupferstechen weichen: Der Mahler kan ein Bild mit Farben wohl auβstreichen Und bilden wie Er will; es wird in einem Saal Zur zierrath aufgehenckt / und soll es noch einmahl Recht abgebildet sein / so muβ es doch geschehen Mit müh’ und langer zeit; das Kupfer / wie wir sehen / Druckt man auf das Pappir / daβ nun in einer stund Viel hundert Blätter hat / die in der Form und grund / Sind gantz den ersten gleich. Nun Euch hat auch beliebet / H E R R L’A N G E, wehrter Freund / die Kunst die ihr geübet / Und wohl erlernet hat / nicht / wie sonst mancher thut / Zu tragen in das Grab / das trewe Teutsche Blut Gibt redlich an den tag / was mancher sonst verschweiget / Und auch umb baren Sold / doch nicht vertrawlich zeiget Was er gelernt / und weiβ. Ihr habt von Jugend an Betretten jederzeit der Tugend hohe Bahn / Ihr habt insonderheit vor andern Euch beflissen Die Ritterliche Kunst / recht in dem grund zuwissen / Wie man den Degen führt / und was ihr so gesucht / Das habt Ihr auch erlangt / Ihr habet reiche Frucht Der Wissenschafft gebracht / und was zuvorn die Alten In dieser Edlen Kunst geheim und hoch gehalten / Habt Ihr gar jung erlernt / hernach durch Ewren fleiβ Und reisen so vermehrt / daβ Ihr / vor vielen / preiβ / Und ruhm hiervon erlangt; Es ist in frembden Landen Euch viel beförderung / dahero zugestanden An manches Fürsten Hof / wie Ihr denn dieser zeit Hier an des Neckars wol angesehen seit: Es ist ja lobens werth / und viel daran gelegen / Wenn man die Jugend lehrt / wie Sie den blancken Degen Mit vortheil brauchen soll / damit vor seinem Mann Ein jeder seinen glimpf / und Leib beschirmen kan. Auff daβ nun Ewre Kunst / erfahrenheit / und wissen Der Nachwelt nützlich sey / so habet ihr gerissen Und auff Pappier gebracht / mit kunst-gefliβner Hand / Wie sich ein Kämpfer soll / in seinem tritt / und Stand Recht stellen zu der Wehr / und wie man vor der Klingen Behutsam solle sein / und seinen stoβ anbringen: Das alles / und noch mehr / das niemand sonst gelehrt / Dergleichen man auch nicht vor dieser zeit gehört / Gebt Ihr / H E R R L’A N G E an / und daβ es möge bleiben / Habt Ihr es nicht allein mit Dinten wollen schreiben Und bringen in den Riβ; es wird auch nun gebracht In Kupfer / was zuvor Ihr künstlich auβgemacht. Wir sehen auff dem Blat die kühnen Fechter stehen / Und wie sie nach der Kunst frisch auff einander gehen / Ihr gebet auch zugleich Erinnerung darbey / Wie das und jenes Stuck recht zuverstehen sey. Es wird nun dieses Buch hin in die Welt gesendet / Darbey Ihr grosse müh und kosten angewendet / Ihr thut / H E R R L’A N G E, recht! es wird durch ewere Hand Gezieret / und gelehrt / das Teutsche Vatterland: Ihr thut / H E R R L’A N G E recht! es wird die wehrte Jugend Durch Ewren fleiβ erweckt zu Ritterlicher tugend! So fahret immer fort! Es bleibet Euch zu lohn / Auch jetzund / und nach Euch / die höchste Ehrenkrohn! Auβ wahrer Teutscher wolgewogenheit aufgesetzet / von Joseph Canneberg | ||
1. Billich traget der zu Lohne
Seiner Tugend eine Krone / Der / was nützlich / lehrnt / und weiβ / Und dasselbe nicht verschweiget / Sondern offenbahrt / und zeiget Offentlich / mit bestem fleiβ: 2. Euch / Herr L’Ange, muβ ich rühmen / Kan die warheit nicht verblühmen / Manche Adeliche Kunst / Habt Ihr in den jungen Jahren Wohl erlernet und erfahren / Die Euch bringen lob und Gunst. 3. Von Euch kan ein Musquetirer / Von Euch kan ein Piequenirer / Lernen / was er lernen soll / Wie man eine Fahne schwinge / Wie man führen soll die Klinge / Wisset Ihr / und lehrets wol. 4. Jetzund nehmet Ihr den Degen Und die vortheil auβzulegen / Die darbey zubrauchen sind / Habet alles nach dem Leben / Auch in Kupfer schön gegeben / Wenig man dergleichen find. 5. Was Ihr selbsten zeigt und lehret / Was man von Euch täglich höret / Bringt Ihr jetzund in die Schrift: Alles ist sehr wohl beschrieben / Nichts ist hier verschwiegen blieben Was die edle Kunst betrift. 6. Auff / O Adeliche Jugend / Die Ihr liebet Kunst und Tugend! Nehmet diese Lehren an / Die Herr L’Ange hier beschreibet / Und Euch sonst geflissen bleibet / Dienst zu leisten / wo Er kan. 7. Neider sagen was Sie wollen / Doch Sie nicht vertilgen sollen Dieses Buch / es wird bestehn; Bücher / welche Tugend lehren / Kunst / und Wissenschafften mehren / Werden nimmermehr vergehn! I. H. C. |
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Transcription | Reinier van Noort | School voor Historische Schermkunsten |
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