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|Cap. XI.
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Fainten zu machen.
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Erstlich / so man wird dem Feind die Kling engagirt haben / es sey in welcher Guardia es
 +
wolle / und zugleich einige blösse for sich sehen / ist es in der quarta, so gehe man von des Feindes
 +
Klinge ab / battire mit dem rechten Fuß / als wolte man ihm einen stoß nach der lincken seyten thun /
 +
wie beygehende Figur Num. XVIII. bezeiget / wird er sich verführen lassen / und die Fainte pariren
 +
wollen / so cavire man geschwind unter der Klingen durch / versetze ihm einen stoß in der Tertz über
 +
den Arm / und breche darauff geschwind die mensur, damit man sich wieder in der rechten positur
 +
befinde / und vor des Feindes nachstoß sicher sey.
 +
Zweitens / solte der Feind einem die Kling in der quart engagiren, so wird er gnug blösse auff
 +
beede theilen machen / alsdan cavire man unter der Klinge durch / und mache ihme eine fainte in der
 +
tertia, als wolte man ihm übern Arm stossen / wie beygefügte Figur Num. XIX. præsentirt; Wird er
 +
sich dan verführen lassen / und selbe abwenden wollen / so cavire man abermahl unten durch / stosse
 +
ihm eine quart mit wohlgetrehetem Leib inwendig / halte die lincke Hand alzeit vornen in
 +
bereitschafft / wie bereits in der / mit Num. VIII. bezeigneten Figur gemeldet / damit einen contra-stoß
 +
oder volte zu verhindern / und bringe sich nach vollbrachtem stoß wider in gute defension.
 +
Drittens / wan man des Feindes Kling in der secunda, und zwar die schwäche wird gewonnen
 +
haben / so gehe man mit steiffem Arm von der Klingen ab / und mache ihm eine fainte in der secunda
 +
nach dem untern Leib / wie neben gesetzte Figur Num. XX. lehret / jedoch nicht zu nieder / daß er
 +
nicht oben hinein zustossen / wie im tempo-stoß Num. LII. oder zu voltiren vortheil gewinne / wie
 +
Num. XXXVIII. zeiget; wird er dan darnach greiffen und pariren wollen / so erhebe man die Klinge
 +
oben hinein / und versetze ihm hurtig einen stoß über seinen Arm in der quart, wie an gemelter LII.
 +
Figur zu sehen / auch muß die mensur, wie schon vielmahl gedacht / mit außgestrecktem Arm nach
 +
dem stoß also bald gebrochen / und widerumb fester Fuß gesetzet werden.
 +
Was aber Viertens die Fainte in die höhe nach dem Kopff zumachen belangt / ist wohl zu
 +
observiren, wan man sich in einer hohen Guardia oder secunda befindet / und die Spitz nach des
 +
Feindes Kopf zu / oder etwas höher gerichtet hat / da man eine secund underwerts zustossen / mehr
 +
gelegenheit finden wird / als anderswo / daß man alsdan geschwind unter des Feindes Klingen durch
 +
cavire und ihme eine fainte unten an seine Klinge in die höhe nach seinem Haupt mache / wie sich
 +
gegenwertige Figur Num. XXI. erzeiget / dan wird er solche zu pariren sich mit der Klingen erheben /
 +
so muß man stracks mit der seinigen herunter fallen / und in der secunda zustossen / welche secunda
 +
jedoch mit gar niedrigem Leib will gestossen werden / umd dem Feind desto besser unter die Klinge
 +
zukommen / wie droben in den Hauptstössen zusehen; Nach geschehenem stoß erhebe man geschwind
 +
die Kling im mensur-brechen / damit man bald des Feindes Kling / umb seinen vorhabenden nachstoß
 +
zu verhindern / wider finde / welches man in allen stössen billich observiren soll.
 +
Cap. XII.
 +
Doppelte Fainten zu machen.
 +
Befindet man sich mit seinem Adversario in einer geraden postur, und hat etwa gelegenheit
 +
oder blösse ein fainte übern Arm zu machen / auch die quart inwendig zustossen gesinnet ist / und
 +
man aber verspühret / daß der Feind die fainte wie auch den stoß pariren wird / so mache man ihm mit
 +
einer ansehnlichen action die erste fainte außwendig nach dem Arm / cavire alsdan widerumb unten
 +
durch / und mache ihm die zweyte fainte oder halben stoß inwendig starck in die quart, wie
 +
beygesetzte Figur Num. XXII. bezeigt / so wird er darnach greiffen / und destomehr blöß übern Arm
 +
geben / und man also ihn darin leichtlich / weil er zur dritten parade nicht so geschwind gelangen mag
 +
/ verletzen könne. Welcher stoß schwer zu pariren ist.
 +
Die doppelte fainte nach dem Haupt ist / wan man mit dem Feind in der secunda lieget / und
 +
er starcke wiederpart helt / so cavire man under seiner Klingen durch / mache ihm die erste fainte
 +
unten an seine Klinge nach dem Haupt zu / erhebe dieselbe / daß er die unterste Fainte zu pariren
 +
eifferig gemacht werde / gehe so dan also bald von der Klingen wieder ab / und mache ihm die andere
 +
fainte nach dem unter-Leib in der secund, wie gegen überstehende Figur Num. XXIII. in hält / so
 +
vermeint er / man wolle ihm einen stoß alda versetzen / und suchet selbigen zu pariren, alsdan kan
 +
man wieder herüber caviren, und ihme eine quart übern Arm inwendiges Leibes stossen / wie an der
 +
LII. Figur zusehen. Man kan auch wohl die secund nachstossen / aber mit der lincken Hand muß man
 +
des Feindes Degen abzuwenden / sehr geschwind sein.
 +
In andern stössen können solche doppelte fainten nicht gebraucht werden / dan sie unbequem
 +
und sehr gefährlich sind.
 +
Cap. XIII.
 +
Welcher gestalt man die doppelte Paraden machen sol.
 +
Solches ist sehr nothwendig zu wissen / auß uhrsachen / weil sie sehr schwer zu pariren
 +
seind / dan viel / wan sie einen stoß thun wollen / machen bald einen gantzen / bald halben stoß / oder
 +
gar eine fainte: damit aber der Feind auß der postur gebracht werde / so muß man sich / in dem er
 +
inwendig in der quart einem an der Klingen lieget / über den Arm einen halben stoß thut / zugleich
 +
wieder durch caviret, und die quartam inwendig zustossen suchet / wohl vorsehen / daß man sich nicht
 +
zu weit nach solchem stoß verfahre / sondern geschwind bereit seye / die quart auch inwendig zu
 +
pariren und nachzustossen / so an der Figur mit Num. XXIV. bezeignet / zusehen.
 +
Desgleichen ist zu observiren, wan man sich mit dem Feind außwendig in der tertz befindet /
 +
und er eine fainte oder halben stoß inwendig in die quart macht / und doch den stoß übern Arm sucht
 +
zuvolbringen / daß man geschwind inwendig mit der Paraden und steiffer Faust seye / wird er alsdan
 +
durch caviren und übern Arm stossen wollen / so parire man den stoß mit der stärcke und steiffem
 +
Arm / wie die Figur Num. XXV. weiset / dan wird man blösse finden / ihme die tertz übern Arm
 +
nachzustossen / wie Num. IX. zeiget. Man kan auch auß der tertz nach der secund in die höhe pariren /
 +
wie Num. XIV. zusehen / und dem Adversario alsdan eine secund underm rechten Arm nachstossen.
 +
Die doppelte Parade in der secunda ist / wan man alle beede in der secunda gelagert / und der
 +
Feind unten einen stoß darin thun will / so trehe man geschwind die Hand mit dem Degen unterwerts /
 +
und parire denselbigen / wird alsdan der Feind den zweyten stoß oben übern Arm nach der Brust oder
 +
Kopff zustossen / so erhebe man seine Faust mit dem Degen in die höhe / nach besag der XXVI. Figur /
 +
so wird der stoß übern Kopff hinweg gewiesen / und erzeiget sich an dem Feind unten in der secunda
 +
eine blösse / darin gar leicht und zierlich hinein zustossen ist. Gleicher gestalt ist in der secunda
 +
zumercken / so der Feind einem den stoß wolte nach dem Kopff thun / so laß man sich nicht verführen
 +
/ sondern parire oben den ersten / und unden in der secunda den zweyten stoß / und seye die quartam
 +
und secundam nachzustossen / und hernacher die mensur zubrechen / zugleich bereit.
 +
Diese doppelte paraden solten billig den einfachen gleich nachgesetzt worden sein / weil sie
 +
aber den angehenden gar schwer zu volbringen vorkommen / habe ich vor gut angesehen / solche /
 +
weil durch die fainten die Faust etwas hurtiger gemacht wird / selbigen nach zusetzen.
 +
Cap. XIV.
 +
Wie man sol an der Klingen in zwey tempo hinweg stossen / so die rütschende Stöβ genand werden.
 +
Alhier muβ des Feindes positur wohl observirt werden / wo er die beste occasion den gefasten
 +
stoß zu volbringen / geben wird; Findet man inwendig blösse in der quart, und die spitz seines Degens
 +
auffwarts nach eines Kopff gerichtet / so stosse man ihm mit der stärcke an seine schwäche / und laß
 +
den stoß in der quart an der Klingen fortrutschen / so wird seine Kling gedempft / und man kan desto
 +
besser den stoß vollbringen / wie die Figur sub Num. XXVII. klärlichen darthut / wird er caviren, so
 +
thue wie in folgender tertia gemeldet wird.
 +
So er aber blösse in der tertia giebet / und die spitz seines Degens auffwarts stehet / so stosse
 +
man ihm auch außwendig an seine schwäche / bleibt er dan ohne cavation stehen / so wende man die
 +
Hand ein wenig nach der secunda zu / und lasse den stoß geschwind fortgehen / und verletze ihn übern
 +
Arm / wie bey vorhergehender IX. Figur gelehret worden / nur daß die Hand etwas mehr in die
 +
secunda gewendet wird / cavirt er aber durch / so parire in der quart, und stosse in derselbigen nach.
 +
Lieget der Feind aber in einer hohen postur, als in halber secunda, und man noch etwas blöß
 +
oben übrig hat / so stosse man an seine Klinge nach dem Kopff / bleibt er stehen / so laß man die
 +
Kling fortrutschen / die Spitz sincken / und vollführe geschwind den stoß oben über in der hohen
 +
secunda, man muß aber die lincke Hand unter der Klingen lassen / damit des Feindes contra-stoß
 +
unter dem Arm hinweg abgewendet werde / wie die XXVIII. Figur præsentirt, dieser stoß wird auch
 +
gar nett im passiren angebracht.
 +
Endlich / wan man seinen Widerpart in der niedrigen quart lieget / die Spitz seines Degens
 +
tieff ausser der geraden Linien / und unterm Arm eine blösse siehet / so stosse man ihme einen halben
 +
stoß in der quart an seine Klinge / wie erst gemeldt / wird er dan mehr blösse geben / alsdan stosse
 +
man geschwind solche quart unterm Arm fort; Hier ist aber wohl zu mercken / daß man in allen
 +
solchen stössen die lincke Hand bereit halte / des Feindes Degen zu ergreiffen / oder doch zum
 +
wenigsten seinen contra-stoß zu verhüten / wie im tempo-stoß Num. LII. zusehen.
 +
Cap. XV.
 +
Wie man soll einen halben stoß oder apell an die Klinge mache / dem Feind dardurch zum stossen
 +
anlaß zugeben.
 +
Will man dem Feind außwendig in der tertz eine apell an seine schwäche machen / wie Num.
 +
XXIX. zeiget / daß er etwa darauff caviren, oder inwendig eine quart stossen solte / so muß man ihme
 +
solche zu pariren, und die quart inwendig nachzustossen bereit sein. Man kan auch wohl in der quart
 +
ein wenig niderig pariren, und dem Feind untern Arm eine quart, wie Num. LIII. geschiehet / stossen /
 +
aber da muß man sehr vorsichtig sein / mit der lincken Hand allezeit vnfern / so des Feindes Kling
 +
avanciret und seinen contra-stoß verhüten / dan wo er seine Hand in die secund würde wenden / könte
 +
er einen gar leicht verletzen / wie im tempo-stoß Num. LIV. wird zusehen sein.
 +
Befindet man sich aber zugleich mit dem Feind in der quarta, so thue man einen kleinen stoß
 +
an seine schwäche / undgebe ihme ein kleine blösse übern Arm / wie die XXX. Figur præsentirt, wird
 +
er durch caviren, und eine tertia suchen zustossen / so halte man sich bereit selbige zu pariren, und
 +
ihme übern Arm solche geschwind nachzustossen / wird er sich aber verfahren und in der secunda in
 +
die höhe pariren, so lasse man den Degen sincken / und stosse ihme eine secunda außwerts untern
 +
Arm hinein / wie Num. X. vorgestellet ist.
 +
Des / so sich der Feind eines hohen Lagers gebrauchet / und man die mensur gewonnen / kan
 +
ihme ein halber stoß oder appelle unten an seine Kling nach dem Kopff zu gemacht werden / wird er
 +
alsdan herunter caviren und einen stoß in der secunda wollen vollbringen / so parire man selbigen mit
 +
umbgewendeter Hand / wie die Figur Num. XIII. lehret / und stosse ihme so bald eine quarta oder
 +
scunda inwendiges Leibes übern Arm nach / wird er sich aber nicht bewegen lassen und fest stehen
 +
bleiben / so stosse man ihm die secunda unter seinem rechten Arm hinein.
 +
Cap. XVI.
 +
Wie man soll die Appellen von der Klingen machen.
 +
Diese Appellen habe ich mit keinen Figuren bezeichnen / sondern / weiln sie den fainten
 +
gleichformig seind / und fast eine Figur machen / außgenommen / daß man geschwind wider an die
 +
Klinge schlägt und in derselbigen blösse fortstosset / nur etwas weniges davon reden wollen / und sind
 +
deren nur zwey / als in der secunda und quarta. Wan man sich nemlich mit seinem Adversario in der
 +
secunda befindet / so gehe man von seiner Klinge ab / und mache ihm eine appell nach seinem unterLeib
 +
/ wie an der fainten Num. XX. zusehen / wird er sich nicht verführen lassen / so thue man ihm
 +
wieder einen stoß in die höhe / oder schlag an seine Kling / fahre alsdan herunter / und verletze ihn in
 +
der secunda, wie Num. X. Weiset.
 +
Die appell in der Quarta geschiehet also / so bald die mensur und des Feindes Kling in der
 +
quarta gewonnen / so mache man ihme einen appell von der Klingen nach dem lincken Arm zu / und
 +
sehe / ob er in seiner postur bestehen oder sich verführen lassen wolle / verfähret er sich / so cavire
 +
man und stosse die tertz übern Arm wie Num. IX. bleibet er aber still liegen / so battire man mit der
 +
stärcke an seine schwäche / wie Num. XXX. und versetze ihm einen stoß inwendiges Leibes in der
 +
quarta, wie Num. VIII. demonstrirt. In allen diesen appellen, so wohl an als von der Klingen / ist
 +
zumercken / daß allezeit der Leib / Hand und Fuß in einem tempo battire, appellire und ein wenig
 +
fortrucke.
 +
Cap. XVII.
 +
Wie man die Kling stringiren und ligiren sol.
 +
Solches wird auff folgende weise verrichtet; Man gehe so bald anfangs dem Feind mit steiffem
 +
Arm an seine Klinge / es seye gleich in der Tertz, quart oder secunda, wo man seine Klinge am
 +
vortheilhafftigsten finden kan / auff daß er selbiger nicht mehr mächtig / und dardurch sein Arm
 +
geschwächt / zu rück getrieben / oder ihme gar ein stoß versetzt werden möge: Desgleichen ihm
 +
ligiren, wan man seinen Feind mit außgestrecktem Arm noch in der rechten mensur siehet vor sich
 +
stehen / so halte man ihm nicht weit von der Klingen / ehe er sich dan dessen versehen wird / engagire
 +
man ihm die schwäche seiner Klingen in der quarta, trehe selbige geschwind biß in die secunda
 +
herumb / wie beygefügte XXXI. Figur bezeuget / und versetze ihm also mit außgestrecktem Arm
 +
darinn einen stoß; dasern er aber die mensur brechen / und einen tritt zurück thun würde / auch man
 +
etwan des Feindes Kling noch nicht recht gefast hätte / so trette man mit beeden Füssen im ligiren
 +
herzu / daß der Feind nicht bald entweiche / biß man ihm einen stoß in der quart oder secunda über
 +
den Arm habe beygebracht; Solte er aber in dem man ligiret, caviren, so muß man entweder mit
 +
erhebung deß Degens zurücksetzung des Füsses oder einen sprung in vorige rechte postur wider
 +
zurück zu kommen trachten / jedoch mit erhabener Kling und steiffem Arm gegen des Feindes Leib
 +
zu. Diese ligation kan auch / in dem der Feind stöst / mit einem zutritt gemacht und ihme ein stoß in
 +
der quart über den Arm angebracht werden.
 +
Obige ligationes nun alle von sich abzuwenden / muß man die Klinge des Feindes / in dem er
 +
ligiret, die Hand lassen sincken oder ablauffen lassen / wie die Figur Num. XLV. præsentirt, ein sprung
 +
zurück / und einen hieb von sich thun / so kompt man wieder auß der gefahr.
 +
Cap. XVIII.
 +
Wie man sol ausser der mensur attaquiren.
 +
Dieses geschiehet / wan man sich weit von dem Feind mit seiner schwäche auff des Feindes
 +
schwäche befindet / und ohne fortsetzung des rechten und lincken Fusses nicht verletzen kan / wie
 +
Num. VI. zeiget / so muß man in solcher action geschwind sein / und einen tritt in die mensur thun /
 +
daß man mit der stärcke des Feindes schwäche erlangen möge / welches in allen stossen practicirt
 +
werden kan / nemblich / lieget der Feind in die tertia an eines schwäche / so cavire man durch / und
 +
gewinne die Kling in der quarta, wie die Figur Num. XXXII. darstelt / trette dan gleich zu / und
 +
versetze ihm in derselben einen stoß inwendiges Leibes; Bezeiget er sich ferner in der quart an der
 +
schwäche / so cavire man durch / und gewinne seine Kling in der tertia, versetze ihm darin einen stoß
 +
über den Arm / oder außwendig darunter in der secunda. Solte er aber hoch liegen / daß seine spitze
 +
nach eines Gesichte gerichtet were / so cavire man durch / rücke den Fuß fort / gewinne seine
 +
schwäche / lasse den Leib sincken / und bringe ihm einen stoß in der secunda des untern Leibes an. In
 +
allen diesen stössen aber ist wohl zumercken / daß man nach dem stoß seinen Leib geschwind zurück
 +
ziehe / dan diese und dergleichen stösse bestehen in guter disposition und geschwindigkeit / auß einer
 +
postur in die ander sich zufinden wissen.
 +
Man kan auch dem Feind im attaquiren eine fainte in die quart machen / als wolte man einen
 +
stoß thun / wird er sich verführen lassen / und nach der fainte greiffen / so stosse man ihm die tertia
 +
über den Arm / wie dan desgleichen geschehen kan auß der tertia in die secunda, und hernach die
 +
secunda über den Arm gestossen / wie Num. XXVIII. wieder auß der quarta in die secunda, nemlich /
 +
eine fainte nach dem Kopff zumachen / und wieder eine herunter nach dem unter-Leib / und nachmals
 +
eine hinauff / als dan die quarta über den Arm behendt zugestossen.
 +
Cap. XIX.
 +
Welches besser sey / mit einem sprung oder zweyen Tritten sich zurück salviren.
 +
Solches hab ich in Italien / Franckreich / Engelland / Holland und Teutschland von
 +
unterschiedlichen Fechtmeistern gesehen und erfahren / der eine befindet es gut / daß man sich nach
 +
dem stoß mit zweyen schritten / der ander aber / mit einem sprung zurück reterire; Welches erste ich
 +
zwar nicht verachte / so es zu gelegener zeit beschiehet / als wan man verspühret / daß der Feind
 +
einem nachzueylen nicht zugeschwind ist / oder so man sich auff den Beinen zum sprung zu schwach
 +
befindet / dan kan man sich / dieweil es nicht anderst sein mag / der zweyen Schritten bedienen:
 +
Meines orths aber finde ich besser / wo man sich in einer guten postur, und dem Feind geschwind
 +
befindet / daß man nach dem stoß einen sprung zurück thue / von sich haue / und dem Feind desto
 +
bessern wiederstand zuthun sich wieder in seine richtige postur bringe / all dieweil der stoß geschwind
 +
fortgesetzet wird / und der Leib leichtlich einen Fehler begehen mag / zumahl dem Feind nicht
 +
zutrawen / ob er sich schon langsam anläst / wird er doch einen zu übereilen und nachzustossen
 +
trachten / welches dan die geschwindigkeit des zurücksprungs verhindern kan.
 +
Cap. XX.
 +
Wie man sol Passaden machen / auß was ursachen / und zu welcher zeit.
 +
Erstlich / so seind die Passaden nothwendig / wan man siehet / das der Adversarius allzeit die
 +
mensur bricht / und man ihn nicht erreichen kan / alsdan ist guth zu passiren, es seye in welcher
 +
postur es immer wolle; Zweytens / so ist auch nötig zu passiren, wan man sich etwa an einer Mauer /
 +
Wasser / Haag / Berg / Graben / oder dergleichen befindet / alsdan ein sprung auff die lincke seyte
 +
gethan und passiret, daß man wieder auff freyen Fuß kommen möge: Item / wo man siehet / daß sein
 +
Adversarius einen succurs bekompt / daß man sich resolvire, und ihme vorsichtiglich auff den Leib
 +
passire, damit man nicht hernach mit zweyen Feinden zustreiten habe.
 +
Die Passade in der tertia.
 +
So bald man nun passiren will und sich mit dem Adversario in der quart befindet / so
 +
stringire man dessen schwäche ein wenig / und mache ihm eine fainte in die quart, würde er sich dan
 +
verführen lassen / so cavire man durch / und passire in der tertia übern Arm / wie die Figur Num.
 +
XXXIII. dargibt / wird er still liegen / so verwende man die Hand in die secunda, passire inwendig auff
 +
seine Brust / und stoß ihm den winckelstoß / welcher in contra tempo Num. LIV. wird zusehen sein.
 +
Die Passade in der secunda oben übern Arm.
 +
Wan sich der Feind in hoher postur præsentirt, und man ihm eine fainte unten an seiner
 +
Klinge nach dem Kopff machet / auch befindet / daß er oben übern Arm blösse gibt / und also liegen
 +
bleibt / so lasse man nur die Spitz sincken / erhebe die Faust / halte die lincke Hand wohl vor / und
 +
passire ihm oben in der verfallenen secunda hinein / wie die XXXIV. Figur lehret; Hette aber der
 +
Adversarius eines Kling in der quart gewonnen und seine spitze sich etwas hoch befünde / cavire man
 +
unten durch / und mache ihm außwendig in der tertz eine fainte an seine Kling / wird er still liegen / so
 +
wende man die Hand etwas nach der secunda zu / und passire ihm steiff übern Arm. Er kan auch mit
 +
der fainten verführet werden / in deme man sich stellet / ob wolte man unten durchgehen / und
 +
passiret doch hernach / in deme er sich verfähret mit steiffem Arm in der secunda oben hinein.
 +
Die Passade unten in der secunda.
 +
Befindet man sich dan beederseits in hoher secunda, so cavire man unten durch / und mache
 +
dem Feind eine fainte an seine schwäche nach dem Kopff / bleibt er also still liegen / so lasse man die
 +
spitz in die secunda sincken / passire ihm geschwind mit gebogenem Leib / und verletze ihn untern
 +
Arm / wie Num. XXXV. zusehen. Man kan auch versuchen den Feind zuverführen mit einer fainte
 +
unten nach der secunda zu / wird er aber still liegen / und etwa auff einen contra-stoß warten / so
 +
erhebe man unten die Kling mit einem appell, verhindere damit sein vorhaben / und passire gleichfals
 +
unten in der secunda fort.
 +
Wie man sich in diesen Passaden, welche ihren uhrsprung vom Puniart fechten herhaben / der lincken
 +
Hand / an desselben statt / bedienen sol.
 +
Ferner / so man sich beederseits in der hohen secunda gelagert / wie Num. I. zeiget / und
 +
einem der Adversarius darin stringiret, so halte man die lincke Hand vor / lasse ihn die Kling ein
 +
wenig gewinnen / alsdan mit der lincken Hand / die cavation oder contra stoß zu verhindern / an seine
 +
schwäche gegriffen / seinen Degen auff die seite getruckt / die Kling mit steiffem Arm lassen sincken /
 +
und geschwind in der secunda übern den lincken Arm passirt, wie die Figur Num. XXXVI. darthut / so
 +
wird er unversehener weiß beschädigt / dan er in der meinung gestanden / der stoß würde unterm Arm
 +
fortgehen / und er ihn mit der Hand pariren können. Befindet man sich aber zugleich in der quart, so
 +
mache man eine fainte oder appell an des Feindes schwäche / so er nicht cavirt, greiffe man mit der
 +
lincken Hand herzu / trucke seinen Degen auff die seyte / und passire ihm inwendig in der quarta mit
 +
steiffem Arm fort / so ist er leichtlich zuverletzen / worin er sich übervortheilet befunden.
 +
 
  
 
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! <p>{{rating}}<br/></p>
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! <p>Transcription<br/>by [[Reinier van Noort]]</p>
 
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+
|Von der Volten, wan / und wie sie zumachen.
 +
Viele halten groß auff die volten, und gebrauchen sie öffters / welche gleichwohl im scharff
 +
fechten nicht so leichtlich angehen oder gebräuchlich seind / dan es gar gefährlich ist dem Adversario
 +
den Rucken zu wenden / wans aber die nothturfft erfordert / und man sich etwa an einer Maur oder
 +
sonst verhinderlichem orth befindet / da man nicht weichen kan / mögen sie auff ein: oder andere
 +
manier angebracht werden.
 +
Als / so einem der Adversarius grosse blöß und winckel übern Arm machte / so vertrehe man
 +
im stoß den Leib / voltire ihm mit der quart übern Arm / wie die Figur Num. XXXVII. außweiset / und
 +
mache eine halbe / oder gantze volte mit gantz umbgetrehetem Leib / damit man den Feind wieder ins
 +
Gesicht vor sich bekomme / und den Degen ihm noch einmahl auff die Brust setze: Man hat sich
 +
hierinnen wohl wahr zunehmen / daß der Feind nicht etwa laure / die volte lasse ablauffen / und
 +
dardurch den Degen mit seiner lincken Hand erreiche / wie die Figur Num. XLV. außweist / oder
 +
selbigen wohl gar auß der Hand reisse / welches er auff solche weise gar wohl thun kan.
 +
Die Volte inwendig in der quart.
 +
Wird der Adversarius mit einem zugleich in der quart, und mit seiner spitzen etwas hoch
 +
liegen / so mache man ihm eine fainte an seine schwäche / wird er still liegen und nicht caviren, so
 +
stosse man die quart inwendig fort und voltire darauff / wie die XXXVIII. Figur vor Augen stellet /
 +
also / daß man ihm hart an Leib komme / damit er etwan einen stoß zu vollbringen / nicht platz habe /
 +
man kan auch gleich nach der volte seinen Degen zu sich ziehen / mit herumbtrehung der Hand dem
 +
Adversario auff seine Klinge / selbige dardurch zu schwächen / sein vorhaben zu verhinderen / und
 +
sich zu salviren, einen starcken Hieb thun; So er aber caviren, zurück tretten / und einen im voltiren
 +
empfangen / wie Num. XLI. oder gar disarmiren wolte / welches er gar leichtlich thun kan / wie Num.
 +
XLIII. zusehen / alsdan thue man einen Hieb von sich auff des Feindes Klinge / retrahire sich mit
 +
einem sprung / und stelle sich wieder in gute defension. Diese volte kan auch in verfallener quarta,
 +
wan der Feind gar hoch mit dem Gefäß liegt / inwendig angebracht werden.
 +
Die Volte untern Arm.
 +
Diese volte kan also practicirt werden; Wan der Feind außwendig unterm Arm blösse gibt /
 +
ein falsch Lager hat / und einen dahinein zustossen verursachet / so mache man ihm eine fainte an
 +
seine schwäche / verendert er sich dan nicht / so voltire ihm geschwind in der quarta mit umbwendung
 +
des Leibes in die blösse hinein / wie die Figur Num. XXXIX. thut / man sehe sich aber im voltiren wohl
 +
vor / daß der Adversarius nicht etwa einen contra-stoß in die volte thue / welcher mit umbwendung
 +
der Hand in die secunda geschiehet / wie Num. LIV. zusehen / oder sonsten seinen vortheil in acht
 +
nehme / wie oben gemeldt.
 +
Die contra volte.
 +
Man kan auch die volten gebrauchen / wan der Adversarius einem die quarta übern Arm
 +
anbringen will / so cavire man geschwind unten durch / und voltire contra, wie Num. XL. zusehen /
 +
will er aber eine tertia stossen oder passiren, so cavire und voltire man unten durch eine gantze volta.
 +
Meines orths verwerffe ich nicht allerdings die volten, allein sie wollen mit grosser behutsamkeit
 +
gemacht werden / auch stehen sie zierlich / sind gut einen geschwinden Leib zumachen / und lehren
 +
den Leib hurtig wenden und trehen / auch zuweilen dem Adversario einen stoß außweichen / und ihme
 +
sobald solchen zu versetzen.
 +
Wie man sich gegen die Volten verhalten und den Adversarium empfangen sol.
 +
Diese volten können alle verhindert werden / so man wohl in acht nimbt / wan der Feind zu
 +
voltiren gesinnet / und in deme er voltiret, mit dem rechten Fuß hinder sich tritt / den Degen zurück
 +
ziehet / und alsdan des Feindes volta oder Degen mit der lincken Hand pariret; Auff solche weise kan
 +
man dem Feind wiederstand thun / seinen stoß verhindern / und ihm dargegen einen in den Rucken
 +
versetzen / wie an der XLI. Figur deutlich vorgestellet ist.
 +
Cap. XXII.
 +
Welcher gestalt man den Degen / so man hat passiret, sessiren und ergreiffen sol.
 +
So bald man passiret, man habe getroffen oder nicht / oder der Adversarius eine passade
 +
anbringen wollen und sich verstossen hette / so ergreiffe man dessen Degen geschwind mit der lincken
 +
Hand / alsdan ziehe man den Degen mit dem Arm zurück / und præsentire dem Feind denselbigen
 +
nach dem Leib zu / strecke den rechten Schenckel auß / biege das lincke Knie / daß man ihme zu
 +
resistiren starck gnug seye / nochmals muß man mit der lincken Hand den Adversarium von sich
 +
halten / und ihn nicht herbey ziehen / wie andere informiren, dan ja der Feind von sich selber mehr zu
 +
einem eylen wird / als man begehret / und wan man dan seinen Leib zurück helt / und das lincke Knie
 +
steiff macht / so kan der Adversario einem gar leicht auff die Erde werffen / oder einem daß Bein
 +
zerbrechen / dessen kan man sich in underschiedenen stössen und Passaden, vornemlich aber in der
 +
tertia bedienen / wie die XLII. Figur vorbildet.
 +
Cap. XXIII.
 +
Wie man den Feind auff underschiedliche manier desarmiren, und wan dieses geschehen sol und kan.
 +
Vors erste ist wohl zumercken / wan einem der Adversarius einen langen stoβ inwendig in der
 +
quarta zu versetzen gesinnet / so stöst er offt also lang auβ / daβ er nicht geschwind wieder zurück
 +
kommen kan / oder gar den Fuβ und das lincke Knie nieder zur Erden legt / wie etliche zu ihrer
 +
verderblichkeit informirt werden / alsdan nehme man das tempo wohl in acht / das im pariren dem
 +
Adversario die Kling etwas in die quer auff die seine komme / trette so dan mit dem rechten Fuβ
 +
ferner inwendig fort / daβ man ihme mit der lincken Hand seinen Degen unterm Gefäβ ergreiffen
 +
möge / trucke des Adversarii Kling starck unterwarts / und ziehe mit der lincken Hand zu sich / so
 +
wird man dessen Degen mit geringer mühe überkommen / wie an gegenwertiger Figur Num. XLIII.
 +
gezeiget wird. Hier sehe man sich wohl vor / daβ sich der Feind nicht seiner geschwindigkeit bediene /
 +
seinen Leib etwan / in dem man den Degen ergreifft / und meinet gar sicher zusein / umbtrehe / eines
 +
Arm auff die Axsel trucke und gar zerbreche / wie an der / mit Num. L. bezeigneten Figur practicirt
 +
wird.
 +
Den Feind / nach dem man ihm übern Arm gestossen / zu disarmiren.
 +
Zweytens / so man dem Adversario eine tertia oder quarta übern Arm wolte anbringen / so
 +
trette man gleich nach dem stoβ mit dem lincken Fuβ herzu / ergreiffe des Adversarii Degen / und
 +
trucke selbigen auβwerts über die Kling herumb / so wird sich seine Hand eröffnen / und er dadurch
 +
gezwungen / den Degen zu quittiren, oder schaden leyden an seiner Hand / wie Num. XLIV. dociret,
 +
welches einem der mit krummen Arm fichtet / gar leicht wiederfahren kan.
 +
Desgleichen geschiehet auch / wan man / wie im tempo-stoβ Num. LIII. die quarta untern Arm
 +
stöβt / und die Kling des Feindes sich etwas niedrig befindet / so trucke man gleichfals mit dem Degen
 +
auff selbige / trette mit dem lincken Fuβ herbey / und ergreiffe zugleich mit der lincken Hand den
 +
Degen unter dem Gefäβ / und ziehe zu sich / drucke mit der rechten Hand von sich / und reisse ihm
 +
also den Degen auβ der Faust.
 +
Im ablauffen den Degen zu erobern.
 +
Drittens / wan der Adversarius eine tertia oder quarta übern Arm will stossen / so lasse man
 +
dessen stoβ inwendig nach dem Leib über der Klingen ablauffen / und führe einen streich / als wolte
 +
man ihn übern Kopff oder in die Waden hawen / welches auch wohl geschehen kan / dan trette man
 +
mit dem lincken Fuβ zu / und greiffe mit der lincken Hand über des Feindes Degen under das Gefäβ /
 +
wie die Figur Num. XLV. bezeiget / so wird man dessen Degen bey sich unterm Arm befinden / dan
 +
thue man einen harten zug mit der Faust in die höhe zu sich zu / so wird er solchen zu quitiren
 +
gezwungen. Dergleichen kan man auch thun / wan der Feind übern Arm wolte stossen / es seye in der
 +
tertia oder quarta, so gebe man wohl acht / daβ man / in deme er stöst / cavire, und ihm den stoβ
 +
darauff nach der quarta zu in einem tempo parire, dan wird man sich auff der Klingen befinden / wie
 +
oben gemelt / und ihn gar leichtlich disarmiren können.
 +
Den Adversarium mit seinem eigenen Gewehr zuverletzen.
 +
Letzlich / wan der Feind unten in der secunda einen stoß thun wird / so parire man in der
 +
tertia überzwerg auff seine Kling / trette herzu und greiffe des Feindes Degen wohl unterm Gefäß /
 +
trucke mit der rechten Hand unten wohl von sich / so wird man ihme die spitze seines Degens auff die
 +
Brust bringen / und zumahl wan der Degen nicht zulang ist / also leicht verletzen können / wie die
 +
Figur Num. XLVI. weiset; will man dan den Adversarium auch seines Degens berauben / so muß man
 +
ihn mit der lincken Hand umbtrehen / daß er möge in die quarta gebracht werden / und also starck zu
 +
sich reissen / ist aber schwer zu volbringen.
 +
In allen diessen Lectionibus soll man sich / nach dem der Feind disarmiret, und desselben
 +
Gewehr in seiner gewalt hat / mit ein paar schritten oder einem sprung zurück ziehen / alle beide
 +
Degen dem Feind gegen den Leib præsentiren, damit er einem nicht etwa an Leib komme und übern
 +
hauffen werffe / und endlich noch sein Meister spiele.
 +
Obiges nun alles zuverwehren / muß man / wan der Feind nach eines Degen greiffet / das
 +
contra tempo wohl observiren, die Faust geschwind in die secunda verwenden / den Degen zu sich
 +
ziehen / des Feindes Degen aber mit der lincken Hand ergreiffen / und ihme den Degen vor den Leib
 +
setzen / wie Num. XLII. gemeldt / solte man aber fehl greiffen / alsdan ziehe man den Arm zurück /
 +
oder thue gar einen sprung hinterwarts / dardurch wird des Feindes vornehmen verhindert; Man muß
 +
sich aber gleichwohl wieder in richtige postur zur defension stellen / welches die contra lection genant
 +
wird.
 +
Cap. XXIV.
 +
Wie man im passiren den Feind übern hauffen werffen / ihme Arm / oder Bein zubrechen kan.
 +
Dieses habe ich expressè darumb wollen anzeigen / weil man mehr zum passiren als einen
 +
langen stoβ zuthun / geneigt ist / welches ich zwar nicht ohneben zu sein befinde / doch zu gelegener
 +
zeit und mit guter manier, dan die Passaden nicht vor jedwedern / weniger alzeit rathsamb sind / weil
 +
sie mit grosser vorsichtigkeit müssen geschehen / und will mancher eher lauffen / als er gehen kan /
 +
dardurch sie offt selber in die Eissen lauffen / dan der Adversarius einen zu empfangen das tempo
 +
wohl observiren wird / weswegen dan im passiren wohl zubeobachten / daβ man dem Feind / so bald
 +
er den stoβ empfangen / seinen lincken hinder des Feindes vorgesetzten rechten Fuβ stelle / zugleich
 +
ihme einen guten streich auff die Brust oder an den Hals gebe / und ihn also zu Boden werffe / wie die
 +
Figur Num. XLVII. darthut.
 +
Den Feind im passiren zu empfangen und übern hauffen zuwerffen.
 +
Wan aber der Feind passiren wolte / so schlage man die lincke Hand stracks vor / parire den
 +
stoβ / und ergreiffe den Adversarium, oder seinen Degen / auff daβ man seinen eygenen Degen in der
 +
Hand frey behalten möge / auch muβ der rechte Fuβ / den Feind damit zuschlagen / bereit stehen: So
 +
bald nun der Feind ergriffen / so nehme man wahr / welchen Fuβ er vorstellet / denselben schlage man
 +
von hinden her in die Kniekeehl oder Versen / und trucke ihme zugleich hart mit der Hand an den
 +
vorder-Leib / wie an vorhergehender XLVII. Figur zusehen / so kan man ihn hinderwerts zur Erden
 +
werffen / welches auch ohne anlegung der lincken Hand geschehen kan / wie die Figur Num. XLVIII.
 +
auβweiset. Hierinnen hat man sichwohl vorzusehen / daβ sich der Feind nicht etwa des contra tempo
 +
bediene / seinen Fuβ zurück ziehe / und das jenige / was man ihme zuthun willens gewesen / an einem
 +
selbsten vollbringe.
 +
Einem im passiren das Bein zubrechen.
 +
Wan man des Feindes etwan im passiren verfehlet hette / so greiffe man mit der lincken Hand
 +
zu / sessire des Feindes Waffen / und præsentire ihm den Degen nach dem Leib zu / ziehet er dan den
 +
ober-Leib zu rück / und lasset das forderste Bein steiff auβgestreckt stehen / so darff man nur / wan
 +
man ihn mit dem Degen nicht verletzen will / mit dem rechten Fuβ hervor rucken / ihme auff sein
 +
auβgerecktes Knie tretten und in einem tritt das Bein zubrechen / wie an gegenwertiger Figur Num.
 +
XLIX. zusehen; Man nehme sich in solcher occasion wohl wahr / daβ der Feind nicht etwan simulire,
 +
und sich stelle / als wan er gar schwach / und sich ergeben wolte / hernach aber seinen Leib geschwind
 +
herumb schwencke / und einem nachfolgende lection anbringe. Mit dieser und dergleichen lectionen
 +
ist nicht zu schertzen / dan sie gar leicht ins werck können gerichtet werden.
 +
Im sessiren dem Feind einen Arm oder den Hals zubrechen.
 +
Diese Lection ist zu gebrauchen / wan man sich etwan verstossen / oder der Feind zu getretten
 +
wehre / und einem den Degen am Gefäβ oder nahe dabey ergreiffen / und darzu seinen Degen / einen
 +
stoβ damit zu vollführen / frey und ledig hette / so trehe man in geschwinder resolution den Leib
 +
hinderwerts lincks umb / daβ der stoβ vorbey gehe / und man des Feindes lincke / mit seiner lincken
 +
Hand ergreiffe / den Arm umbgekehrt über die Schulter bringe / mit beeden Händen starck
 +
niedertrucke / und ihm also solchen mit behendigkeit zerbreche / wie die Figur Num. L. vorstellet /
 +
welches auch ein contra lection genennet wird.
 +
Kürtzlich vom Hals brechen: So man dem Feind passiren wolte / und der Degen einem etwa
 +
entfiele / so greiffe man ihme mit beeden Händen nach dem Kopff / mit der rechten unter sein Kien /
 +
und mit der lincken oben auff den Wirbel / dan trehe man mit der rechten von sich / und mit der
 +
lincken oben her zu sich / so kan man ihme den Hals leicht brechen / und ihn umbwerffen; Diese
 +
lectionen aber dienen einig und allein in denen vor Augen schwebenden extremiteten, und lassen nicht
 +
mit sich schertzen.
 +
Cap. XXV.
 +
Wie man caviren und contra caviren, in der cavation pariren und darein stossen sol.
 +
Und zwar anfangs / wan man mit dem Adversario zugleich in der quarta lieget / so engagire
 +
man in derselbigen seine schwäche / wird er aber unten durch gehen / und wieder in der tertia
 +
engagiren wollen / so cavire man in selbigem tempo unten durch / und stosse ihm inwendig die quart,
 +
verhindert er den ersten stoβ und caviret contra, so cavire man abermahl durch / wie die Figur Num.
 +
LI. demonstrirt, und volziehe seinen stoβ in der quart, wie Num. VIII. zusehen.
 +
Befindet man sich dan beederseits in der tertia, und dem Feind seine Kling etwas stringiret, so
 +
gebe man wohl acht / daβ / in dem er durch caviret, und wiederumb wird engagiren, man geschwind
 +
in selbigem tempo durch gehe / und ihm einen stoβ in die tertia versetze / caviret er contra, so cavire
 +
man wieder / und stosse denselben in die zweyte cavation.
 +
Wird man dem Adversario den Degen in der secunda engagirt haben / und er durch cavirt und
 +
wiederumb will engagiren, so cavire man zugleich mit durch / versucht ers zum zweyten mahl / so
 +
cavire man mit ihm / und verletze ihn in einem tempo unten inder secunda, desgleichen geschiehet
 +
oben herüber in der secunda.
 +
Man kan auch zugleich caviren und pariren, und darauff den Feind beschädigen / vornemlich
 +
wan man dem Feind die tertia übern Arm zu stossen / gelegenheit giebet / und er dan darüber wird fort
 +
stossen wollen / so parire man nicht ausserhalb / sondern cavire unten durch / parire in der quarta und
 +
stosse ihm alsdan gemelte quarta untern Arm nach / wessen er sich nicht verhüten kan; Auff diese
 +
weise kan man auβ drey tempo zwey machen / und verletzen.
 +
Cap. XXVI.
 +
Wie man sol in die Fainten oder Tempo stossen.
 +
Diese stösse geschehen folgender weise: Wan man sich mit seinem Wiedersacher in der
 +
secunda befindet / und er eine fainte nach dem unter-Leib zu machen trachtet / so muβ man das tempo,
 +
in dem er den Degen sincken lässet / wie ein Augenblick in acht nehmen / die Hand in selbigem tempo
 +
in die quart wenden / mit einem steiffen Arm herunter fallen / und ihm dieselbe inwendiges Leibes
 +
stossen / wie die Figur Num. LII. thut: Man sehe sich aber wohl vor / das der Feind nicht etwa die
 +
fainte expressè mache / den stoβ ablauffen lasse / dardurch eines Degen überkomme und Meister
 +
werde / wie Num. XLV. zusehen.
 +
Wan aber der Feind in der quarta eines Degens engagirt, und eine Fainte in der tertia etwas
 +
weit vom Leib / wie etliche thun / machen will / so stosse man / in dem er unten durch zu caviren
 +
gesinnet / ihme in selbigem tempo die tertia gleich übern Arm / und verletze ihn: Liegt er auβwendig
 +
in der tertia an / und machet inwendig in der quarta eine fainte, so stosse und voltire man gleichfals
 +
die quarta mit umbgewendetem Leibe / so wird man ihn auch verwunden.
 +
Tempo-stoβ in der quarta untern Arm.
 +
Wan man den Adversarium in der quarta rencontrirt, und er / wie viel im brauch haben / einen
 +
dardurch zum stoβ zu bewegen / im fainten machen grosse blöβ gebe / so seye man geschwinder als
 +
der Feind / und / in dem er die fainten macht und untern Arm blöβ gibt / behend in selbigem tempo
 +
darin mit der quart fort zustossen / nach besagter LIII. Figur / auch den Degen mit der lincken Hand
 +
abzuwenden / damit der Feind nicht etwan die Hand trehe und ein contra tempo stosse / wie
 +
nachfolgende LIV. Figur bezeignet.
 +
Contra tempo.
 +
Was das contra tempo betrifft / so kan man selbiges gebrauchen wie folgt: Wan man zugleich
 +
in gerader postur stehet / so engagire man dem Feind seine Kling ein wenig in der quarta, mache ihm
 +
alsdan eine fainte, die spitze nach der Erden zu / die Faust aber hoch gehalten / auff daβ man ihme
 +
gnugsame blösse untern Arm zustossen gebe / wie an vorhergehender LIII. Figur zusehen / wird er dan
 +
mit der quart geschwind wollen hinein stossen / so nehme man dasselbe tempo in acht / wende die
 +
Hand in die secunda, und stosse ihm inwendiges Leibes fort / wie in der LIV. Figur beobachtet wird /
 +
so verletzet und pariret man den stoβ zugleich in selbigem tempo, welches in keinem andern stoβ
 +
angehet.
 +
Cap. XXVII.
 +
Wie man auβ einer postur die ander formiren, und sich darin begeben soll.
 +
Diese verenderung kan in allen posituren geschehen / als wan man mit dem Feind in der tertia
 +
lieget / so stringire man ihm ausserhalb die Kling ein wenig / und formire also die quarta. So aber der
 +
Feind in einer hohen tertia oder quarta lieget / so cavire man unten durch und gehe ihm in der
 +
secunda an / in welcher verenderung man den Feind gar leichtlich übereylen kan / wie die LV. Figur
 +
anzeiget; Läst er die Kling sincken / und formirt ein niedrige postur, so cavire man contra, will er die
 +
Kling in der secunda stringiren, so cavire man durch und engagire seine Kling in der quarta: Gehet er
 +
in niedriger postur an / so beuge man die beede Knie / gehe ihm eben so niedrig an / das ihm der
 +
vortheil benommen werde / dan wo man dem Adversario einige blöse gibt / so muβ man auch
 +
zusehen / wie solche recht möge defendirt werden / damit man nicht selber das jenige zu gewarten /
 +
was man einem ander trohet.
 +
Cap. XXVIII.
 +
Wie man die mensur brechen sol.
 +
Wan man mit dem Adversario ein gleiches lager formiret hat / es seye in der tertia, quarta
 +
oder secunda, und man verspühret / daβ derselbe einen stoβ in der quarta verrichten wolte / so breche
 +
man die mensur mit zurückziehung des lincken Fusses und ober-Leibes / wie die mit Num. LVI.
 +
bezeignete Figur darthut / und sehe sich wohl vor / daβ er den lincken Fuβ nicht etwa hernach ziehe /
 +
und geschwind noch einmahl stosse / bleibt er aber also stehen / sich nicht retrahiret, noch in eine gute
 +
postur bringet / so gehe man in der quarta an seine schwäche / und stosse ihm darin nach; Hier sind
 +
auch seine actiones zu observiren, daβ er nicht etwa zu trette / eine halbe passade mache / einem den
 +
Fuβ erreiche / und das Bein zerbreche / oder umbwerffe / welches er / in dem der Leib also
 +
hinderwerts gebogen liegt / leicht ins werck setzen kan / wie die Figur Num. XLIX. beweiset.
 +
Befindet man sich dan beederseits in der secunda, und der Widersacher in derselben / oder in
 +
der quarta einen stoβ vollführen wolte / so trette man mit dem fordersten Fuβ zu rück / ziehe den
 +
rechten Arm etwas nach sich / halte die lincke Hand vor / womit der stoβ leicht abzuwenden / und
 +
versetze ihm alsdan eines in der secunda oder quarta: Diese lection kan man auch practiciren, wan der
 +
Feind voltiret, wie die Figur Num. XLI. bezeiget.
 +
Cap. XXIX.
 +
Wie man sich mit dem Degen / und beeden Händen defendiren soll.
 +
Diese defension mit beeden Händen soll nicht eher als zur erheischender zeit geschehen /
 +
nemlich / so es darzu kommen solte / daβ einer etwan zu matt und müde / oder an der rechten Hand
 +
verwundet worden were / und seinen Degen nicht mehr regieren könte / alsdan kan man sich der
 +
lincken Hand gebrauchen / daβ man seinem Adversario zu begegnen desto besser gewachsen seye /
 +
welches dan das sicherste ist / daβ man sich in die niedrige tertiam begebe / den Degen mit der rechten
 +
Hand beym Knopf / mit der lincken aber eine spann vor dem Gefäβ halte / sonsten aber keine blöβ als
 +
über den Arm gebe / und den stoβ des Feindes zu erwarten / die niedrige postur behalte / auch muβ
 +
man das tempo, in dem der Feind stöst / nicht verliehren / sondern den stoβ mit der lincken Hand und
 +
dem Degen / wie die Figur Num. LVII. weiset / pariren und nachstossen / dieweil er / in deme man den
 +
Degen also beym Knopff helt / eher als sonsten zu erreichen / und lenger auβstossen kan.
 +
Meines orths halte ich von dem Fechten mit beeden Händen nicht viel / weiln es heβlich und
 +
gefährlich ist / es seye dan / daβ es die hohe noth erfordert / dan wo sich einer auff solche arth
 +
præsentiret, so suche man ihn nur mit einer fainten oder halben stoβ zuverführen / und alsdan in die
 +
Hände / sonderlich in die rechte zuverletzen / doch daβ man dem Feind zum contra stossen keine
 +
gelegenheit gebe.
 +
Cap. XXX.
 +
Wie man mit der lincken Hand pariret, und wo selbige Paraden ihren ursprung herhaben.
 +
Diese Paraden kommen mehrentheils daher / weil man vor diesem hat pflegen mit den
 +
Puniarts oder Dolchen zu fechten und sich zu verthädigen; heutiges tages aber sind keine mehr
 +
gebräuchlich / deswegen die lincke Hand zur zeit der noth dessen statt wohl verrichten kan. Welches
 +
dan geschiehet / wan man müde und matt worden / den Degen nicht mehr halten kan / und seinem
 +
Adversario die Klinge nicht mehr vertrauen darff / weiln er in der Faust zu starck / also die Hand im
 +
pariren zu hülff zu nehmen gezwungen ist: Nemlich: wan man sich mit dem Adversario in der
 +
secunda befindet / und er darin einen stoβ thun wird / so parire man selbigen mit der lincken Hand
 +
unterm Arm durch / wie die LVIII. Figur docirt, und stoβ ihm die secunda oben nach / wie in der
 +
Passade Num. XXXIV. zusehen / liegt man aber in der quarta, und er selbige stossen will / so parire
 +
man mit der Hand auβwerts nach der lincken seiten / und stosse geschwind auch eine quarta nach;
 +
liegt er gantz niedrig / so thue man desgleichen / parire mit der Hand und stosse nach. Von der tertia
 +
über den Arm will ich nichts melden / weiln darin mit der Hand zu pariren schwer und gefährlich ist.
  
 
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|
+
|Cap. XXXI.
 +
Wie man caminiren und den Feind im gehen verletzen kan.
 +
Dieses caminiren hab ich vor diesem in Italien gelernet / auch offtermahls practicirt, und halte
 +
darvor / daβ es ein Hispanier erfunden / dieweil es einem gar gravitätisch und redemondatisch
 +
vorkombt / dan man in selbigem nicht viel still stehet / sondern mehrertheils in der action mit geradem
 +
Leib vorwerts oder auff die seyte / auch wohl zurück gehet / so lang und viel / biβ man seinen Mann
 +
zuverletzen blösse findet / in diesem gehen aber muβ man allzeit des Feindes schwäche engagiren, wie
 +
gegenwertige Figur Num. LIX. præsentiret, und so man alsdan den Feind zu erreichen vermeint / den
 +
stoβ fortsetzen / es sey in der tertia, quarta oder secunda. Dieser Lection können sich die alte
 +
Cavalliers oder Officirer bedienen / welche etwan Lahm geschossen / gestochen / oder sonsten
 +
beschädigt seind / ihre Knie nicht mehr biegen / oder einen langen stoβ thun können / und also steiff
 +
zugehen gezwungen seind / welches offtermahls ich selbst gesehen: Desgleichen seind die
 +
Podagrämische / so mit den Füssen nicht mehr zutretten oder battiren können / und gleichwohl ihre
 +
Ehr zu verthädigen / einem mit dem Degen gerne satisfaction geben wolten / auff solche manier
 +
zufechten genötiget; Dieses caminiren kompt einem auch zu guth / wan man sich etwa mit dem
 +
Rücken an einem incommodirlichen orth befindet / alsdan auff die lincke seite gehet / und dem Feind
 +
desto besser zu begegnen / einen bequemen orth suchet / und hiemit genug vom caminiren.
 +
Cap. XXXII.
 +
Von den Winckel stössen / und geschehen solche auff folgende manier.
 +
Wan man sich mit dem Adversario in der quarta befindet / und er etwa einen krummen Arm
 +
machet / daβ man darüber blösse siehet / so cavire man geschwind durch / ehe er sich dessen versiehet
 +
/ dan er des stosses aldar nicht / sondern inwendig erwartet / und stosse ihm die quarta übern Arm mit
 +
getrehetem Leib in den Winckel / wie Num. LX. darthut / halte die lincke Hand vor / oder ergreiffe den
 +
Degen / als wolte man den Adversario desarmiren, wie Num. XLIV. zusehen / und verhindere zugleich
 +
den contra-stoβ.
 +
Ebenfals geschiehet in der quarta, wan der Feind darin eine fainte von der Klingen machet /
 +
daβ man dardurch blösse unter seinen Arm bekombt / so mercke man solche wohl / vertrehe die Hand
 +
in die quarta, als wolte man voltiren, und stosse ihm dieselbe auβwendig über der Klinge unterm Arm
 +
hinein / wie Num. LIII. zusehen.
 +
Was dan endlich den Winckelstoβ in der secunda betrifft / gehet solcher also an: So bald man
 +
mit dem Adversario das Lager in der secunda formiret, so mache man ihm eine fainte nach dem Kopff
 +
/ erhebe die Faust hoch / ist alsdan oben noch blösse / so lasse man die spitz sincken / stosse also
 +
übern Arm / wie an der XXXIV. Figur bedeutet worden / und halte die lincke Hand nahe beym rechten
 +
Arm: Dieser stoβ wird auch von etlichen eine verfallene secunda genant.
 +
Cap. XXXIII.
 +
Auff was arth die verfallene Stöβ gemacht werden.
 +
Erstlich kan die verfallene secunda gebraucht werden / wan man dem Feind eine fainte
 +
inwendig nach dem Leib machet / Er aber liegen bleibt / so verkehre man die Hand weit in die
 +
secunda, lasse den Degen mit dem Leib zur lincken sincken / und lædire ihn in verfallener secunda,
 +
auff daβ der Adversarius in der parade der Klingen / und im contra-stoβ des Leibs verfehle / wie an
 +
gegen über gesetzter LXI. Figur zubeobachten: Dieser stoβ ist auch gut im passiren zu gebrauchen.
 +
Lieget man dan beederseits in einer hohen quarta, so cavire man durch / schlage dem Feind
 +
auβwendig ein wenig an seine schwäche nach dem Kopff zu / lasse alsdan die Kling fallen / und stosse
 +
die secunda unterm Arm; Dieses alles muβ in einem tempo geschehen / und wird solches auch eine
 +
verfallene secunda genennet.
 +
Zweytens / wan man sich zugleich mit dem Feind wolte in die quarta légen / ihme seine Kling
 +
zu stringiren, und stelte sich / ob man ihme die quarta über das Gefäβ hinein zustossen besinnet / so
 +
lasse man doch die Klinge fallen / und stosse ihm behände inwendig unter dem Gefäβ die quarta nach
 +
dem under-Leib / so wird er im pariren der Klingen verfehlen / und wird dieser stoβ die verfallene
 +
quarta genandt.
 +
Was dan letztlich die verfallene quarta auβwendig belanget / geschiehet solche also / wan man
 +
zugleich mit dem Adversario in der tertia sich befindet / so lasse man die spitz biβ an des Feindes
 +
Elnbogen fortgehen / den Degen auβwerts unter den Arm fallen / und stosse also in der quart fort /
 +
auch halte man zugleich die lincke Hand vor / welches in allen diesen stössen beobachtet werden
 +
muβ / umb des Feindes Degen von sich abzuweisen / dieses ist von den besten stössen einer.
 +
Cap. XXXIV.
 +
Wie man gegen einen / so lincks fichtet / agirt, und welche stöβ ihm am bequemlichsten anzubringen.
 +
Erstlich / wan man sich mit einem solchen Adversario auβwendig in der quarta befinden
 +
wird / kan man ihm am sichersten selbige übern Arm stossen / desgleichen gehet auch eine verfallene
 +
quarta auβwendig unter dem Arm hier wohl an / kan auch inwendig practicirt werden.
 +
Zweytens / So man mit ihm in der secunda gelagert / kan man die secunda oben übern Arm /
 +
oder inwendiges Leibs unter der Klingen anbringen; Von der tertia will ich nichts melden / weiln man
 +
darinnen gemeiniglich contra stöst.
 +
Drittens / was die Passaden gegen einen lincken belanget / kan man die quarta übern Arm
 +
passiren, mit der lincken Hand aber muβ man ihm den Degen auβ der geraden Linien trucken;
 +
desgleichen können obgemelte zwey stöβ in der secunda angebracht werden. In allen diesen stössen
 +
aber muβ man die lincke Hand vorschützen / und des Feindes vorhaben verhüten.
 +
Viertens / kan man auch in der quarta übern Arm und darunter voltiren.
 +
Diese obgemelte stöβ gegen die lincke Hand habe ich zu verhütung weitleufftigkeit / nur mit
 +
wenigen wollen zuverstehen geben / weiln es die principalisten seind.
 +
Cap. XXXV.
 +
Von einem guten und tüchtigen Degen.
 +
Mancher meynet / wan Er einen langen Degen trägt / so seye ihme schon damit geholffen /
 +
aber es ist nicht genug / sondern denselben zu regieren ein mehrers wird erfordert. Dan wan der Feind
 +
die schwäche desselbigen einmahl wird gewonnen haben / so kan man so leicht nicht caviren, und sich
 +
wieder loβ machen. Meine meinung aber ist / daβ die Kling eines guten Seyten Degens soll
 +
mittelmässig sein / nicht zu schwer noch zu lang / auff daβ sie desto besser und leichtlicher könne
 +
regieret / und der Arm nicht so bald müde werde / starck im grieff / und steiff an der gantz und halben
 +
stärcke / die halbe und gantze schwäche aber seye schwanck und leicht / und fornen nicht zu schwer /
 +
auch muβ sie schlag frey / desgleichen der Knop des Degens wohl verniedet sein / damit er nicht
 +
etwan loβ werde / breche / oder auβ dem grieff fahre / und man also wohl gar das Leben darüber
 +
verliehren müsse.
 +
Cap. XXXVI.
 +
Von einem bequemen Orth / im scharpff fechten zugebrauchen.
 +
Demnach Ich nunmehr von allen Lectionibus auffs möglichst und nützlichste abgehandelt /
 +
auch deren application allen und jeden Liebhabern dieser Kunst / verhoffentlich zur gnüge / zwar
 +
kurtz / jedoch verständlich zu erkennen gegeben / so ist dieses einige noch übrig / daβ man von einem
 +
principal und nothwendigen stücke etwas meldung thue / nemblich / von einem bequemen orth / da
 +
man dem Adversario begegnen will / und soll man vornemlich auff vier Stück wohl achtung geben /
 +
wan man vor das Thor kombt und sich mit einem schlagen soll; Vors
 +
Erste / auff die Sonne / daβ man sie auff den Rücken / der Adversarius aber selbige ins
 +
Angesicht bekomme / wordurch seine Augen geblendet werden / und man ihn desto eher verletzen
 +
kan.
 +
Zweytens / auff die Berge / so man einen Berg hindersich vermerckt / so suche man bald einen
 +
sprung auff die lincke seiten zuthun / und den Feind dahin zutreiben / den vortheil wieder zu gewinnen
 +
/ Ihme aber den seinen zubenehmen / wie dan bekand ist / daβ man sich den Berg herab nicht
 +
defendiren kan mit dem Degen / aber gegen Berg kan man wohl einen treiben / biβ er etwan verletzt
 +
oder zufall kommen ist.
 +
Drittens / auff Wasser / Mauren oder Hecken; So man sich an deren einem mit dem Rücken
 +
befindet / muβ man ebenmässig resolvirt sein / sich mit dem seyten sprung zu salviren, den Feind aber
 +
dahin zutreiben / welches ein grosses avantage ist.
 +
Viertens / auff Pflasterstein / oder Kieselsteineren Wege / dan daselbst ist es nicht gut / man
 +
hat sich wohl zu hüten / daβ man nicht an stosse / oder im langen auβstossen nicht etwan zu fall
 +
komme / und dardurch verletzt werde. Welches aber der bequemste Orth sey / so man anderst die zeit
 +
haben kan / dem Feind zubegegnen / so hält mancher viel von einer grünen Wiesen / es ist aber nicht
 +
allzeit gut / besonders nachmittag / in deme die Sonne mit ihren Strahlen das Graβ glatt gemacht hat /
 +
viel besser könte es Morgens an solchem orth sein / wan das Graβ noch naβ ist; Aber meines theils
 +
halte ich einen gepflügten / auch Saamen- oder StoppelAcker / oder Sandfeld das gleich ist / vor den
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besten und bequemsten platz / welches ich vielmahl selber practicirt, und stäts gut zu sein befunden.
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So ich hieher zur nachricht beyfüg
  
 
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|Anhang.
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Hiermit hab ich auch noch zur nachricht andeuten wollen / wie daβ ich nicht allein im Degen /
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sondern auch in anderen exercitiis, als mit der Picque, Musqueten, wie auch Voltisiren und Fahnen
 +
schwingen bin erfahren / darzu auch einen lernen kan / wie man ein Regiment zu Fuβ ins Feldt soll
 +
stellen / welches ich nicht allein auff underschiedlichen Academien exercirt, sondern auch im Felde
 +
practicirt, und also dardurch zu einer Charge (ohne ruhm zumelden) bin gelanget / auch in
 +
underschiedlichen occasionen vor meinem Feind mich hab gebrauchen lassen / und also bey hohen
 +
und niederen Standes Persohnen mich recommendirt und beliebt gemacht; deren ich dan nicht nur
 +
etliche wenige / sondern etliche hundert / an unterschiedlichen Orthen / in dieser Adelichen Fechtkunst
 +
informiret, und zu guten Fechtern gemacht / welche verhoffentlich mir annoch gut zeugnus geben
 +
werden: So hab ich auch mit dieser Adelichen Fechtkunst / bereits auff dreyzehen mahl meine Probe
 +
in gegenwarth vieler grosser Herzen / an unterschiedlichen Orten gethan / und allemahl glücklich
 +
obgesieget / weswegen viel Miβgönner und Neider bekommen habe / und ist wohl zuverwundern / daβ
 +
ich biβ dato hab können resistiren, darumb ich billich Gott und dem Glück zudancken habe / und
 +
dahero mich meines Symboli abermahls erinnere:
 +
En Dieu mon esperance
 +
Et mon espeé pour ma de fance.
 +
Zum Beschluβ berichte ferner hiermit / wie daβ ich noch etliche schöne Kunst-stücklein oder
 +
Wissenschafften habe / wie man mit einem Degen gegen einen Puniar, Picque, Hellepart, Partisan
 +
und andere dergleichen Gewehr / auch wie man zu Fuβ mit dem Degen in einer / und eine Pistoll in
 +
der andern Hand sich verhalten / seinem Feinde begegnen / auch gar mit blossen Händen gegen einem
 +
stillet sich defendiren und wehren soll / welches auff zweyerley manier geschehen kan / dem
 +
Adversario dardurch sein Gewehr zunehmen / und ihn damit zuverletzen oder gar zu tödten. Item / mit
 +
einem Degen der noch in der Scheyden steckt / seinen Feind zubeschädigen / ehe Er mit einer Pistoll
 +
einen Schuβ thun mag. Und dan letztens / daβ fast ohnglaublich scheinet / wie man einem den Degen
 +
kan an der seyten nehmen / ihne über den Kopff schlagen / oder gar in Leib stossen / und daβ man ihn
 +
doch nicht auβ der Scheiden ziehe / welches ich offt in vertrawlichen Compagnien auβ kurtzweil
 +
practiciret habe / welches mit grosser geschwindigkeit muβ verrichtet werden: Dieser und dergleichen
 +
Geheimnüssen application aber / Ich diesesmahl auβ gewissen ursachen / und damit sie nicht
 +
allzugemein werden möchten / nicht hieher setzen wollen; man kan sie underdessen gleichwol zu
 +
seiner zeit in geheim von mir erfahren; Womit ich endlich schliesse / und mit jenem Poëten sage:
 +
Tugend hat zu beyden seiten
 +
allezeit /
 +
Die Sie gar gewiβ begleiten
 +
Ehr und Neyd.
 +
Inhalt deren Capitel / so in diesem Werck begriffen.
 +
Cap.
 +
1. Von den drey Haupt-guardien, wie sie zu formiren.
 +
2. Wie man sich in eine gute postur stellen soll.
 +
3. Von der richtigen abtheilung der Klingen.
 +
4. Wie man die nahe und weite mensur erkennen soll.
 +
5. Von bewegung des Leibes Hand und des Fusses.
 +
6. Wie man approchiren und des Feindes schwäche gewinnen soll.
 +
7. Wie man die drey Haupt stöβ recht auβstossen soll.
 +
8. Wie man pariren und nachstossen soll.
 +
9. Auff was vor manier man die Kling engagiren soll.
 +
10. Von der einfachen cavation, und darein zustossen.
 +
11. Wie man die fainta machen soll.
 +
12. Wie man die doppelte fainten machen soll.
 +
13. Welcher gestalt die doppelte Parade zumachen sind.
 +
14. Wie man soll an der Klinge in zwey tempo hinweg stossen.
 +
15. Wie man soll einen halben stoß oder Appell an der Klinge machen.
 +
16. Wie man soll die appell von der Klinge machen.
 +
17. Wie man die Kling stringiren oder legiren soll.
 +
18. Wie man soll ausser der mensur attaquiren.
 +
19. Welches besser sey / mit einem sprung oder zwey tritten sich zurück salviren.
 +
20. Wie man soll Passaden machen / und auß was uhrsachen.
 +
21. Von den Volten, und wan sie zugebrauchen.
 +
22. Welcher gestalt man die Klinge sessiren oder ergreiffen soll.
 +
23. Wie man den Feind wehrloβ machen soll.
 +
24. Wie man den Feind übern hauffen werffen / ihme Arm und Bein zerbrechen kan.
 +
25. Wie man caviren und contra caviren, in der cavation pariren und darein stossen soll.
 +
26. Wie man soll in die fainten oder tempo stossen.
 +
27. Wie man auβ einer postur die ander formiren und sich darin begeben soll.
 +
28. Wie man die mensur brechen soll.
 +
29. Wie man sich mit dem Degen und beeden Händen defendiren soll.
 +
30. Wie man mit der lincken Hand pariret, und wo selbige Paraden ihren ursprung herhaben.
 +
31. Wie man caminiren und den Feind im gehen verletzen kan.
 +
32. Wie die Winckel stöβ gemacht werden.
 +
33. Auff was arth die verfallene stöβ gemacht werden.
 +
34. Wie man sich gegen einem der Lincks fichtet / verhalten soll.
 +
35. Von einem guten und tüchtigen Degen.
 +
36. Von einem bequemen Orth im scharff fechten zugebrauchen.
 +
E N D E.
 +
 
  
 
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Revision as of 21:08, 22 June 2017

Test work for L'Ange transcription


Treatise